rängler
Bei den Kaisermanövern, die 1905 in Südtirol stattfanden, bewährte
Conrad von Hötzendorf sich als Parteikommandant so hervorragend, daß Kaiser
Franz Josef ihn am 18. November 1906 zum Chef des Generalstabes ernannte. Schon
im April 1907 stellte Conrad den Antrag, Italien mit Waffengewalt niederwerfen
zu dürfen, und erneuerte diesen Vorschlag während der Herbstmanöver in Kärnten.
Conrad erkannte auch sehr frühzeitig die Gefährlichkeit der von Serbien in Bosnien
und in der Herzegowina geschürten Autonomiebewegung, forderte ihre energische
Bekämpfung und drängte zur dann auch erfolgten Einverleibung dieser beiden bis
dahin nur okkupierten Provinzen. Im Herbst 1908 beantragte er, das aggressive
Serbien und seinen Mitläufer Montenegro mit Waffengewalt niederwerfen zu dürfen.
1911 erblickte er neuerlich eine günstige Gelegenheit, Italien niederzuwerfen.
Aber gegen die Friedensliebe des alten Kaisers und auch des Thronfolgers sowie
gegen die von Conrad in seinen zahlreichen Denkschriften oft vermerkte Einsichtslosigkeit
des Ballhausplatzes war kein Durchdringen, sodaß dem Generalstabschef Conrad
nur blieb,die Ablehnung der Vorbeugungskriege als Ansporn aufzufassen, nun die
Vorkehrungen für die Abwehr feindlicher Angriffe, die er allerdings gleichfalls
möglichst offensiv zu führen gedachte, bestens zu treffen. Selber ein ausdauernder
Reiter und passionierter Hochtourist, stellte er auch in physischer Beziehung
bei den regelmäßig von ihm durchgeführten kriegsmäßigen Übungen zuweilen ungewöhnlich
hohe Anforderungen an die Truppe, so hohe, daß sich der Erzherzog-Thronfolger
gelegentlich vernehmen ließ, man brauche die Soldaten das Sterben nicht schon
im Frieden zu lehren.
- Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe
Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt
am Main 1976 (entst. 1969-1976)