Drache, belesener  Wie, so werdet ihr fragen, durchdringt man den Undurchdringlichen Wald?  Doch Alderics Plan war dieser: er wußte von einem Drachen, der, dem Flehen der Bauern zufolge, verdiente, erschlagen zu werden. Doch nicht so sehr um der Jungfrauen willen, derer er sich erlabte in all seiner Grausamkeit, sondern weil er die Ernte verdarb. Er verwüstete sämtliche Äcker und suchte ein ganzes Herzogtum heim.

So faßte denn Alderic den Beschluß, sich gegen besagten Drachen zu wenden. Und stieg auf sein Streitroß und gab ihm die Sporen, bis er den Drachen gefunden. Und der Drache kroch auf ihn zu und blies ihm stechenden Rauch ins Gesicht! Aber Alderic schrie ihn an und rief: »Wann hätt' schon ein säuischer Drach' ein'n wohlädlen Ritter erschlahn!?« Und der Drache wußt' nur zu gut, daß dergleichen noch niemals geschehen, und so ließ er sein Drachenhaupt hängen und schwieg mäuschenstill, denn sein Bauch war ihm schwer vom Blut. »Wohlan«, so sprach unser Ritter, »wann du noch je ein's Jungfräuleins Blut schmecken magst, so mußt als ein treues Schlachtroß mir dienen! Wo nit, ich schwör's bey mei'm Spieß, solltu mir schmecken das Loos deiner Brut, so da gesungen ist von jedem fahrenden Sänger!«

Und der greuliche Drache schwieg mucksmäuschenstill und stürzte sich nicht auf den Ritter und spie auch kein Feuer aus seinem gräßlichen Maul. Denn er wußte gar wohl um das Los all der Drachen, welche dergleichen getan, und tat nach den Worten des Ritters und schwur ihm, er werde getreulich als Schlachtroß ihm dienen.  - Lord Dunsany, Der Gibbelin-Hort.  In: Phantastische Träume. Hg. Franz Rottensteiner. Frankfurt am Main 1983 (Phantastische Bibliothek 100)

 

Belesenheit Drache

 

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