Dorf, verlassenes  ›Wenn ich hier bliebe, bekäme ich sicher Lust, mit den Tieren zu sprechen, sagte sich Grange. Der Abendhimmel blieb noch leuchtend und gelb, etwas unterhalb von ihm blinkten jetzt durch die winzigen Scheiben der ehemaligen Schmiede die polierten Bänke des Schulzimmers wie kleine Spiegel. Grange machte es sich in seinem Sessel bequem und legte die Beine behäbig auf den Tisch. Eine schwarze Katze erschien auf der Straße, setzte vorsichtig ihre Pfoten eine nach der anderen auf das Pflaster, musterte ihn eine Weile mißtrauisch von unten und kam dann nach reiflicher Überlegung auf die Terrasse. Grange packte sie am Nackenfell, und kaum saß sie auf seinem Schoß, begann die Katze, die vorher davonzulaufen versuchte, unbedenklich zu schnurren wie eine kleine besetzte Stadt. Grange trank in kleinen Schlucken; er war erfüllt von einer wirren Exaltiertheit, in der das etwas trunkene Jubilieren des Alles erlaubt lag, die unterdrückte Lust, Geschirr zu zerschlagen und nächtlichen Lärm zu machen, das Gefühl reinen Wohlbehagens infolge des frischen Abends und im tiefsten Grund eine dumpfe animalische Angst, die von dem Schweigen ausgebrütet wurde, das von den Trompeten des Jüngsten Gerichts träumte.   - Julien Gracq, Ein Balkon im Wald. Frankfurt am Main 1960 (zuerst 1958)
 
 

Dorf Verlassenheit

 

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