ogmatiker, flexibler »Nur die Hexen, die am Hexensabbat und an den Satansriten teilnehmen, befinden sich gemäß den Gesetzen der Kirche im Stand der Todsünde. Zauberkünste werden als Aberglaube geführt, und deshalb zögert man, sie als Sünden zu verdammen. Um das Jahr 1000 herum galten die Hexen als lustige Weiber, die sich zu fröhlichen Scharen versammelten und auf seltsamen Tieren zu Tänzen oder Hexenmählern ritten, angeführt von Martinello, einem Teufelchen in Menschengestalt und mit Schlangenschwanz, das sich auf dem Rücken eines bleichen Pferdes fortbewegte. Erst später hat die Haltung der Leute im Bezug auf die Hexen und damit auch die der Kirche sich geändert. Die Zeit der Scheiterhaufen ist noch nicht abgeschlossen, aber in vielen Gegenden hat eine tolerante Gedankenrichtung den Vorrang, welche die Hexen lediglich als arme, ein wenig exaltierte Frauen ansieht, die sich bemühen, den Teufel im Zaum zu halten.«
»In gewissem Sinne«, sagte der Diakon, »machen die Hexen sich
Satan durch Schmeicheleien, Anrufungen, verbale Hiebe, magische Formeln gefügig
und benützen ihn für ihre Zaubereien, die sich auch gegen schlechte oder sogar
abscheuliche Menschen richten können. Ihr habt selbst mehr als einmal gesagt,
daß es ratsam wäre, sich Satan für die eigenen Zwecke gefügig zu machen.« Der
Kardinal warf dem Diakon einen bejahenden Blick zu. »Nicht ich bin es, es ist
die Weisheit der Kirche, der zum Zweck des Guten jedes Mittel recht ist, sogar
die blinde Gewalt. Tugend und Sünde haben vielerlei Maß, und die Beseitigung
einer bösen Person wird nie ein Verbrechen sein. So wie es auch nie eine Untat
sein wird, die Freuden des weltlichen Lebens zu genießen, wenn diese Freuden
den Sinn stärken und uns ermöglichen, gegen die Schlechtigkeit der Welt vorzugehen.
Nicht alle können mit leerem Magen predigen und handeln wie der verrückte Heilige
Franziskus, Gott hab' ihn selig.« - Luigi Malerba, Die nackten Masken. Berlin 1995
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