Diskontinuität    Einer der typischen Irrtümer all derer, die versuchen, einen beliebigen Streifen ihrer eigenen Kontinuität zu sagen, zu schreiben, zu erinnern oder zu lesen, besteht im Vergessen dessen, daß Kontinuität nur als Fiktion der Einbildung kontinuierlich ist, als Widerstand gegen die Anstrengung, jeden Moment einzeln, einen nach dem anderen aufschreiben zu müssen. Aber warum nicht ab eventu erklären, daß Diskontinuität wesentlich ist für die Idee der Kontinuität, die uns einen Streifen Wir abzuwickeln gestattet? Einen Streifen Ich müßte ich sagen, dieweil es mir unter keinen Umständen gestattet sein dürfte, mich selbst neben den anderen Bewohnern - ich möchte nicht sagen: "Wesen meines Hauses" - aufzuzeichnen, zumal mir unbekannt ist, welche Pronominalwelt sie bewohnen, während ich doch sicher weiß, daß es sich um eine im Verhältnis zur meinen gänzlich fremde und heterogene Welt handelt. Wenn ich einen Schritt getan habe, in einem gewissen Moment - aber dieser Ausdruck setzt bereits das Einfangen und Kultivieren eines Stücks Zeit voraus, das der Konstitution der Pronomina als Grundlage dienen könnte, und ebenso einen Ort, der nicht am Welt-Ende und auch nicht am Regen interessiert wäre - wenn ich also in einem gewissen Moment einen Schritt tue, so gibt mir das in keiner Weise das Recht zu folgern, daß die sukzessiven weiteren Schritte: das Gespräch mit den Müttern, die Stockwerke, die Stufen, die Ehefrauen, auch wirklich sukzessiv sind, und noch weniger, daß sie eine Reihe bilden.   - Giorgio Manganelli, Unschluß. Berlin 1978
 

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 Kontinuität

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