Dionysos   Die gekochten Glieder des ersten Dionysos, des Sohnes der Demeter, kamen in die Erde. Die Erdentsprossenen hätten ihn zerrissen und gekocht, doch habe Demeter die Glieder wieder gesammelt. Darunter sei aber die Entstehung des Weinstocks zu verstehen. So lehrten auch die Anhänger des Orpheus: die letzte Gabe des Dionysos sei der Wein gewesen, und nannten ihn selbst Oinos, »Wein«. Zeus hätte damals die Erfüllung gebracht, Dionysos aber die Erfüllung vollkommen gemacht, mit heutigen Worten: die Weltschöpfung gekrönt. Aber auch dies ist schon eine spätere Auffassung. Nach der ursprünglichen Erzählung wurden die gekochten Glieder des Gottes - mit der Ausnahme eines einzigen - verbrannt und aus der Asche entstand wohl der Weinstock. Von der Ausnahme eines Körperteils war in allen Erzählungen die Rede: weder von den Titanen noch vom Feuer, noch von der Erde wurde es verzehrt. Es war beim Mahl eine Göttin zugegen - nach den späteren Erzählungen Pallas Athene - die es in einem zugedeckten Korb versteckte. Zeus nahm es zu sich. Es wurde behauptet, es sei das Herz des Dionysos gewesen. Darin liegt ein Wortspiel. Denn es hieß auch, Zeus habe den »kradiaios Dionysos« der Göttin Hipta anvertraut, damit sie ihn auf dem Kopf trage. Hipta war ein kleinasiatischer Name der Großen Mutter Rhea, kradiaios ist ein doppeldeutiges Wort: es kann sowohl von kradia, »Herz«, als von krade, »Feigenbaum«, abgeleitet werden und einen Gegenstand aus Feigenholz bedeuten. Der Korb auf dem Haupt der Hipta aber war ein liknon, eine Getreideschwinge, in der, wenn sie in festlichem Zug auf dem Kopf herumgetragen wurde, unter Früchten verborgen gewöhnlich ein Phallos lag: ein Gegenstand, den Dionysos selbst aus Feigenholz verfertigt hatte.   - (kere)

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