iogenes
tat die Schulter weh, durch eine Verletzung, glaube ich,
oder aus irgendeinem anderen Grunde. Da er große Schmerzen zu
haben schien, sagte einer seiner Feinde aus Spott: "Warum
stirbst du nicht, Diogenes, und machst deinem Leiden ein Ende?"
— "Die, die wissen, was man im Leben tun und was man sagen
muß", erwiderte er, "die müssen leben", und zu
denen rechnete er sich selbst. "Für dich", fuhr er
fort, "wäre es gut zu sterben, da du weder weißt, was man
sagen noch was man tun muß. Ich aber, der ich mich darauf verstehe,
muß leben."
- (
ael
)
Diogenes
(2) Die Höhle des Landarbeiters Tanguy, eines trunksüchtigen
und halb zum Landstreicher heruntergekommenen Bretonen, der lange bei unserem
Gärtner als Gehilfe tätig war, bestand mehr aus Lehm als aus Stein. Nicht ein
Steinfutteral hatte er zum Bett, sondern einen eigenen und genau für ihn passenden
Erdhügel, in den er in voller Kleidung hineinschlüpfte, nachdem er sich in Zeitungspapier
gehüllt hatte, wenn der Winter ihn dazu zwang, sich gegen die Kälte zu schützen.
Ein altes Fahrrad, einige Küchenutensilien, ein Holzstoß
für die Heizung bei Wind und Wetter und dazu noch der Packen alter Zeitungen
und Illustrierten, die das bildeten, was er seine Bibliothek nannte - das war
so ungefähr die gesamte Ausrüstung, über die dieser Diogenes verfügte. Ein Eigenbrötler,
dem seine Freiheit über alles ging, und ein waschechter Philosoph, was er mir
unter anderem eines Tages bewies, als ich ihn drängte, in der Poliklinik der
nahegelegenen Stadt eine Wunde an einer Zehe behandeln zu lassen (die seiner
Ansicht nach von einer Ratte stammte, die ihn gebissen
hatte, als er in seinem Loch schlief), ein Übel, das ihn seit geraumer Zeit
quälte und mittlerweile so stark, daß er beim Gehen den kranken Fuß offen trug,
da er ebenso wenig einen Schuh anziehen konnte, als wenn man ihm die Fußschraube
angelegt hätte, das er jedoch lieber aushielt, als sich der Gefahr auszusetzen,
daß man ihn im Krankenhaus behielte, wenn er es zur Behandlung aufgesucht hätte.
»Wozu ist eine Zehe denn schon gut?« sagte er mir, ein ebenso kompromißlos funktionalistischer
und zynischer Kommentar, wie der entblößte Fuß es auf seine Weise war. Ob er
nun dadurch ein Beispiel gab für das gallische Lachen oder das attische Salz,
jedenfalls schloß diese Erklärung mir den Mund. - (
leiris2
)
Diogenes
(3) Diogenes ging ins Theater, während ihm die Menschen
eben entgegenströmten. »Warum machst du das?« fragte man ihn. »So will ich's
immer halten«, entgegnete er, »in meinem ganzen Leben.«
- (
diog
)
![]() ![]() |
||
![]() |
||
![]() |
![]() |
|
![]() |
||
![]() ![]() ![]() |
||
![]() ![]() |
![]() ![]() |