inge, wichtige   Mit O'Rourke spazierenzugehen und von nichts anderem zu hören als von Diebstahl, Brandstiftung, Raub, Mord, das war, als lausche man dem kleinen Motiv einer großen Symphonie. Und ganz so, wie man eine Melodie von Bach pfeifen und dabei an eine Frau denken kann, mit der man schlafen möchte, dachte ich, während ich O'Rourke zuhörte, an den Augenblick, wo er zu sprechen aufhören und fragen würde: «Was willst du essen?» Mitten in der grausigsten Mordgeschichte konnte ich an die Schweinslende denken, die wir sicherlich in einem bestimmten Lokal weiter oben in der Straße bekommen würden, und mich fragen, mit welchem Gemüse sie wohl garniert sein würde und ob ich danach Torte oder Pudding bestellen sollte. Es war das gleiche, wenn ich dann und wann mit meiner Frau schlief; wahrend sie stöhnte und stammelte, konnte ich mich fragen, ob sie wohl den Satz aus der Kaffeekanne ausgeleert hatte, denn sie hatte die schlechte Angewohnheit, die Dinge zu vernachlässigen -ich meine die wichtigen Dinge. Frischer Kaffee war wichtig -und frischer Schinken mit Eiern. Wenn sie wieder angebufft würde, wäre das schlimm, In gewisser Weise sogar sehr ernst, aber wichtiger noch war frischer Kaffee am Morgen und der Duft von Schinken und Eiern. Ich konnte mit gebrochenen Herzen, mit Abtreibungen und geplatzten Verhältnissen fertigwerden, aber ich mußte etwas unterm Riemen haben, um weiterzumachen, und ich wollte etwas Nahrhaftes, etwas Appetitliches. Ich fühlte genau, was Jesus Christus gefühlt hätte, wenn er vom Kreuze genommen und ihm nicht erlaubt worden wäre, im Fleisch zu sterben. Ich bin sicher, daß der Schrecken der Kreuzigung so groß gewesen wäre, daß er, was die Menschheit angeht, an völligem Gedächtnisschwund gelitten hätte. Ich bin sicher, daß, nachdem seine Wunden geheilt waren, er sich keinen Deut um die Drangsal der Menschheit gekümmert hätte, sondern mit dem größten Genuß über eine Tasse frischen Kaffee und eine Scheibe Röstbrot hergefallen wäre, vorausgesetzt, daß er sie hätte kriegen können.   - (wendek)