Dinge, unästhetische  Ich vernarrte mich in unästhetische, kunstlose Gegenstände, die kaum geformt waren, unbearbeitet, oft einfach in das Material selbst. Ich umgab mich mit den wunderlichsten Dingen. Einer Keksdose aus Blech, einem Straußenei, einer Nähmaschine, einem Stück Quarz, einem Klumpen Blei, einem Ofenrohr. Stundenlang beschäftigte ich mich damit, betastete und beschnupperte das alles. Ich stellte alles hundertmal am Tag an einen anderen Platz, es sollte mich amüsieren, zerstreuen, ich wollte darüber die Herzensnöte vergessen, von denen ich nun endgültig genug hatte.

Ich machte erstaunliche Erfahrungen.

Bald versetzten mich Ei und Ofenrohr in sexuelle Erregung. Der Bleiklumpen fühlte sich glatt und weich an, fein genarbt wie Wildleder. Die Nähmaschine war wie der Querschnitt durch den Mechanismus einer Kokotte, die abstrahierte Demonstration der Energieleistung einer Tänzerin der Music-Hall. Ich hätte den duftenden Quarz aufbrechen wollen wie einen Mund, um den letzten Tropfen Urhonig daraus zu trinken, den die Vorwelt in seinen glasigen Molekülen hinterlassen hat, diesen Tropfen, der hin und her rollt wie ein Auge, wie das Luftkügelchen in der Wasserwaage. Die Blechdose war die summarische Zusammenfassung der Frau.   - (mora)

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