ilettanten, Dilettanten! - so werden Die, welche eine Wissenschaft, oder Kunst, aus Liebe zu ihr und Freude an ihr, per il loro diletto [zu ihrem Vergnügen], treiben, mit Geringschätzung genannt von Denen, die sich des Gewinnes halber darauf gelegt haben; weil sie nur das Geld delektirt [ergötzt], das damit zu verdienen ist. Diese Geringschätzung beruht auf ihrer niederträchtigen Ueberzeugung, daß Keiner eine Sache ernstlich angreifen werde, wenn ihn nicht Noth, Hunger, oder sonst welche Gier dazu anspornt. Das Publikum ist des selben Geistes und daher der selben Meinung: hieraus entspringt sein durchgängiger Respekt vor den »Leuten vom Fach« und sein Mißtrauen gegen Dilettanten. In Wahrheit hingegen ist dem Dilettanten die Sache Zweck, dem Manne vom Fach, als solchem, bloß Mittel: nur Der aber wird eine Sache mit ganzem Ernste treiben, dem unmittelbar an ihr gelegen ist und der sich aus Liebe zu ihr damit beschäftigt, sie con amore [mit Liebe] treibt. Von Solchen, und nicht von den Lohndienern, ist stets das Größte ausgegangen. - (schop)

Dilettant (2) Er war ein merkwürdiger Mann und führte ein am Ende wohl zu preisendes Leben. Ein Dilettant, wie von Goethe geschätzt! Ihn ergötzten noch die Geschäfte, die er sich auflud. Fast war er ein Poet, zu seinem Vergnügen ein Schriftsteller. Doch wie ein professioneller Literat wußte er um die Vergeblichkeit des Strebens. Das gab ihm eine artige Melancholie. Aus seinem Stand war er, was jedermann gern wäre, wohlgeboren, reich, unabhängig, gebildet, ein Gelehrter aus tätiger Muße, ein entzückter Kunstkenner, ein glücklicher Sammler, ein Liebhaber am Rande der romantischen Bewegung, ein Gast, hoffentlich ein Mäzen bei den deutschen Künstlern in Rom, ein zuhörender Freund, ein wohlwollender Egoist, selbst ein Egoist im Sinne Stendhals, doch nicht frei von schlechtem Gewissen. Er steckte voller Widersprüche, wurde aristokratischen Hochmuts bezichtigt und demokratischer Gesinnung verdächtigt. Als Autor kamen ihm soziologische Einsichten, als Sterblicher konvertierte er zum katholischen Glauben, hoffte auf Vergebung und ewiges Leben. - Wolfgang Koeppen, Vorwort zu: Karl Friedrich von Rumohr, Geist der Kochkunst. Frankfurt am Main 1978 (it 326, zuerst 1822)

Dilettant (3)

- H. Hoerle, nach: Manifeste und Proklamationen der europäischen Avantgarde (1909-1938). Hg. Wolfgang Asholt, Walter Fähnders. Stuttgart Weimar 1995

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