Dienstboten

 

- N. N.

Dienstboten (2)  Die beiden peinlich berührten Dienstboten warfen sich verstohlene Blicke zu, um einander zu befragen und zu beobachten.

- Ich erinnere mich, tatsächlich, gab der Liftboy zu, (Dieser etwa vierzigjährige Mann hatte das Gesicht eines lüsternen Totengräbers, aber dieses Gesicht schien durch seinen fettigen Glanz wie in Öl getaucht.)

- Ein Glas Whisky? fragte Dirty.

Niemand antwortete; die beiden standen ehrerbietig da, in peinvoller Erwartung.

Dirty ließ sich ihre Handtasche geben. Ihre Bewegungen waren so schwerfällig, daß sie eine gute Minute brauchte, bis sie mit der Hand auf den Grund der Tasche gelangt war. Als sie gefunden hatte, was sie suchte, warf sie ein Bündel Geldscheine auf den Boden und sagte ganz einfach:

- Teilt euch das . . .

Der Totengräber war nun beschäftigt. Er las das kostbare Bündel auf und zählte laut die Pfundnoten. Es waren zwanzig. Zehn davon gab er dem Zimmermädchen.

- Dürfen wir uns nun zurückziehen? fragte er nach geraumer Weile.

- Nein, nein, noch nicht, ich bitte Sie, setzen Sie sich.

Sie schien dem Ersticken nahe. Das Blut stieg ihr ins Gesicht. Die beiden Dienstboten waren stehen geblieben und beobachteten sie voller Respekt, aber sie waren gleichfalls rot geworden und verängstigt, sei es wegen des verblüffend hohen Trinkgeldes, sei es wegen dieser unwahrscheinlichen und unbegreiflichen Situation.

Dirty saß wortlos auf dem Stuhl. Es verrann ein langer Augenblick; man hätte den Herzschlag eines jeden hören können. Ich ging bis zur Tür, mit blutverschmiertem Gesicht, bleich und krank, ich hatte den Schluckauf und war dem Speien nahe. Die entsetzten Dienstboten sahen an dem Stuhl und den Beinen ihrer schönen Fragestellerin ein Bächlein entlangrinnen. Der Urin bildete auf dem Teppich eine Pfütze, die immer größer wurde, während unter Dirtys Kleid das Geräusch der erleichterten Eingeweide hörbar wurde, indes sie sich erschöpft und puterrot, wie ein Schwein unter dem Messer, auf ihrem Stuhl krümmte . . .

Angeekelt und zitternd mußte das Zimmermädchen Dirty, die nun ruhig und zufrieden geworden zu sein schien, säubern. Es wusch Dirty mit Wasser und Seife. Der Liftboy ließ frische Luft herein, bis der Geruch ganz aus dem Zimmer verschwunden war.

Dann erneuerte er meinen Verband, um das Blut zum Stillstand zu bringen.

Nun war wieder alles in Ordnung; das Mädchen legte die Wäsche zusammen. Frisch gewaschen und mit Parfüm besprengt, schöner als je zuvor, trank Dirty weiter, sie streckte sich auf dem Bett aus. Sie forderte den Liftboy auf, sich zu setzen. Er setzte sich neben sie auf einen Sessel. In diesem Augenblick bewirkte die Trunkenheit, daß Dirty sich wie ein kleines Mädchen gehenließ.

Während sie schwieg, schien sie ganz und gar abwesend.

Ab und zu lachte sie vor sich hin.

- Erzählen Sie mir, sagte sie zu dem Liftboy, in all den Jahren, die Sie im Savoy sind, müssen Sie doch haarsträubende Dinge mit angesehen haben.

- O, nicht einmal, entgegnete er, nachdem er zuvor einen Whisky heruntergekippt hatte, der ihn durchschüttelte und ihn in Wohlbehagen zu versetzen schien. Im allgemeinen sind die Gäste hier sehr korrekt.    - (bat)

 

Dienst

 

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