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(ser)
Diät (2) Nach Galen und allen späteren Autoren erzeugt das kräftige und herzhafte Rindfleisch stark schwarzgalliges Blut. Es eignet sich deshalb nur für gesunde Menschen von kräftiger Konstitution und solche, die schwer arbeiten. Dabei muß es richtig zubereitet sein, gepökelt, von einem Jungtier oder Ochsen (das Fleisch kastrierter Tiere gilt generell als das beste) oder, wenn schon von älterem Vieh, dann am ehesten von abgearbeiteten Tieren. Aubanus und Sabellicus empfehlen Rindfleisch aus Portugal als das schmackhafteste und leicht verdaulichste, wir die eigenen Erzeugnisse. Gänzlich ungeeignet aber ist diese Fleischsorte für alle, die ein bewegungsarmes Leben führen, zur Schwermut neigen oder von trockener Konstitution sind.
Schweinefleisch ist von Natur aus am nahrhaftesten, aber gleichfalls für körperlich untätige und kränkliche Menschen nicht zuträglich. Zu feucht und saftig, verträgt es ein empfindlicher Magen nicht, und der Körper reagiert u. U. mit Viertagefieber aufhäufigen Genuß. Savonarola und Bruerinus raten von Ziegenfleisch ab, weil es von einem dreckigen und stinkenden Tier stamme und sich in entsprechend unappetitliche Körpersubstanzen verwandle; zartes, junges Lammfleisch dagegen wird von Isaak, Bruerinus und Galen erlaubt.
Hirsch und Rotwild hat als derbe Kost einen schlechten Ruf In seiner Zähigkeit und Grobfaserigkeit ähnelt es dem Pferdefleisch. Und obwohl es von Tartaren, Chinesen und anderen Völkern verspeist wird, verbietet Galen seinen Genuß. Fohlen werden in Spanien ebenso häufig gegessen wie Rotwild, und unter spanischen Seeleuten ist es, insbesondere aufMalaga, als Proviant sehr gebräuchlich. Allerdings verlangt es lange Brat- oder Kochzeiten und taugt doch nicht viel.
Alles Wildbret macht melancholisch und erzeugt schlechtes Blut. Gleichwohl ist es schmackhaft und wird bei uns zu feierlichen Anlässen sehr geschätzt, denn wir besitzen in England mehr Jagdgehege als das ganze übrige Europa zusammengenommen. Von frisch erlegtem Wild und gut zubereitet ist es ab und zu gestattet, aber der häufige Genuß ist schädlich.
Dunkles Hasenfleisch ist schwer verdaulich und schwarzgallig, oft genossen erzeugt es Alpdruck und Angstträume. Dasselbe gilt für jedes Wildbret, das deshalb vor dem Richterstuhl der Heilkunde keine Gnade findet. Mizaldus und andere erklären, Hasenfleisch mache lustig und sei, wie ein Epigramm Martials bezeugt, ein Schönheitsmittel.
Aber das rührt wohl nur daher, daß es gewöhnlich in frohgestimmter und heiterer Runde verzehrt wird, und ist also als zufällige Begleiterscheinung zu verstehen.
Kaninchen haben dieselben Eigenschaften wie Hasen. Magninus vergleicht sie mit Rind, Schwein und Ziege; allerdings werden Jungtiere allgemein gern gegessen.
Alles Schwerverdauliche löst Melancholie aus. Aretaios rechnet Kopf, Füße, Eingeweide, Gehirn dazu sowie Knochenmark, Fett, Blut, Haut und die inneren Organe wie Herz, Lunge, Leber, Milz.
Milch und alle Milchprodukte wie Butter, Käse, Quark usw. steigern die Schwarzgalligkeit mit Ausnahme der äußerst gesunden Molke.
Manche halten auch Eselsmilch für einen Sonderfall. Alles übrige ist
für kleine Kinder und gesunde Menschen nahrhaft und gut, aber denen abträglich,
die einen empfindlichen Magen, offene Wunden, Gallensteine oder Migräne
haben, weil es leicht verdirbt. Von allen Käsesorten ist die, die wir Banbury
nennen, die beste. Je älter, würziger und härter aber ein Käse wird, desto
bedenklicher ist nach Langius sein Verzehr. - (
bur
)
Diät (3) Was die Frage angeht, welcher Diät man folgen soll, um sich seine vollkommene Figur zu erhalten, so kann ich nur wiederholen, was ich über alle anderen Lebensfunktionen gesagt habe — mäßig sein, einfach sein, redlich sein. Ein redlicher Appetit wird auch einfach sein, und ein einfacher Appetit bescheiden. Weniger essen, als man Lust zu haben meint, mit der Intelligenz essen, nicht mit dem Magen. Niemals vom Tisch aufstehen und sich insgeheim dafür entschuldigen müssen, daß man ein Vielfraß ist; das ist eine Beleidigung für die Tafel.
Gut schlafen, sieben bis acht Stunden, wenn man es braucht; bei geöffneten Fenstern schlafen. Früh aufstehen, hart arbeiten, sehr hart. Das tut einem nicht weh, denn es sorgt für einen regen Geist, und der Geist wiederum sorgt für die Anteilnahme des Körpers. Das klingt komisch, doch wenn Sie darüber nachdenken, werden Sie feststellen, daß es gar nicht komisch ist. Nicht bis spätnachts aufbleiben. Schließlich, was ist denn an dem sogenannten gesellschaftlichen Leben dermaßen Wertvolles dran, daß Sie die Kissen verschmähen, um bis zum frühen Morgen daran teilhaben zu können? Schlechte Luft, schlechtes Essen, schlechte Getränke, häßliche Umgebung, die das Herz nicht erfreuen, dumme Menschen, die Nacht für Nacht dieselben endlosen histoires wiederholen - die histoires solcher Leben, die nur gelebt worden sind, um erzählt werden zu können und aus diesem Grund der Erzählung nicht wert sind. Schonen Sie sich um Ihrer selbst willen. Schonen Sie Ihre Ohren, schonen Sie Ihre Augen, schonen Sie Ihre Gedanken, schonen Sie Ihre Nerven. Was haben Sie denn nach Mitternacht schon gehört, das Sie für wertvoller halten als ihren Nachtschlaf? Es ist doch nur das, was Sie sowieso schon gehört haben, und zwar hundertmal, und das, was Sie morgen wieder hören werden, es sei denn, Sie hören auf mit diesem Unfug.
Mich persönlich amüsiert nach zwölf Uhr überhaupt nichts mehr! -
Coco Chanel, nach (
barn
)
Diät (4) Einem Gelehrten
ist das Denken ein Nahrungsmittel, ohne welches,
wenn er wach und allein ist, er nicht leben kann; jenes mag nun im Lernen
(Bücherlesen) oder im Ausdenken
(Nachsinnen und Erfinden) bestehen. Aber beim Essen oder Gehen
sich zugleich angestrengt mit einem bestimmten Gedanken beschäftigen,
Kopf und Magen, oder Kopf und Füße mit zwei Arbeiten zugleich belästigen,
davon bringt das eine Hypochondrie, das andere Schwindel hervor. Um also
dieses krankhaften Zustandes durch Diätetik Meister zu sein, wird nichts
weiter erfordert, als die mechanische Beschäftigung des Magens, oder der
Füße, mit der geistigen des Denkens wechseln zu lassen, und während dieser
(der Restauration gewidmeten) Zeit das absichtliche Denken zu hemmen und
dem (dem mechanischen ähnlichen) freien Spiele der Einbildungskraft den
Lauf zu lassen; wozu aber bei einem Studierenden ein allgemein gefaßter
und fester Vorsatz der Diät im Denken erfordert wird. - Immanuel
Kant, Der Streit der Fakultäten (1798)
Diät (5) Die erste Frage betrifft den Schinken:
das hat mit unseren rituellen Diätvorschriften zu tun. Kurz gefaßt, wir
dürfen nur das Fleisch von Tieren essen, die paarzehig sind und wiederkäuen.
Beide Bedingungen müssen erfüllt sein, um als koscher zu gelten, das heißt
als rituell eßbar. Fisch muß Schuppen und Flossen haben, womit sämtliche
Schalentiere ausscheiden; Vögel mit gekrümmten Schnäbeln und Klauen - Raubvögel
also - sind auch tabu. Es gibt wissenschaftliche Rechtfertigungen für diese
Gesetze - gesunde und nahrhafte Tiere sind erlaubt, für Krankheiten anfälligere
Tiere, die sich für die menschliche Ernährung weniger eignen, sind verboten
- aber das ist eine moderne, vernunftgebundene Erklärung. Nach der Tradition
befolgen wir diese Diätgesetze, weil es uns in der Bibel befohlen
worden ist. Da das Schwein kein Wiederkäuer ist,
gilt es als unsauber, und daher ist Schinken verboten. - Harry Kemelman,
Am Dienstag sah der Rabbi rot. Reinbek bei Hamburg 1975 (rororo thriller
2346, zuerst 1973)
Diät (6) Die dichtende Einbildungskraft stiftet
eine Art von Umgange mit uns selbst, obgleich bloß als Erscheinungen des
inneren Sinnes, doch nach einer Analogie mit äußeren. Die Nacht belebt sie und
erhöht sie über ihren wirklichen Gehalt: so wie der Mond zur Abendzeit eine
große Figur am Himmel macht, der am hellen Tage nur wie ein unbedeutendes Wölkchen
anzusehen ist. Sie schwärmt in demjenigen, der in der Stille der Nacht lukubriert,
oder auch mit seinem eingebildeten Gegner zankt, oder, in seinem Zimmer herumgehend,
Luftschlösser baut. Aber alles, was ihm da wichtig zu sein scheint, verliert
an dem auf den Nachtschlaf folgenden Morgen seine ganze Wichtigkeit; wohl aber
fühlt er mit der Zeit von dieser übeln Gewohnheit Abspannung der Gemütskräfte.
Daher ist die Bezähmung seiner Einbildungskraft durch frühes Schlafengehen,
um früh wieder aufstehen zu können, eine zur psychologischen Diät gehörige sehr
nützliche Regel; das Frauenzimmer aber und die Hypochondristen (die gemeiniglich
eben daher ihr Übel haben) lieben mehr das entgegengesetzte Verhalten.
- Immanuel Kant, Anthropologie in pragmatischer Ansicht
Diät (7) Was das Essen betrifft, so gilt vor allem
die Regel der Mäßigkeit. Natürlich wird von einigen Speisen überhaupt abgeraten,
da sie den Magen beschweren und das Blut verdicken, wie zum Beispiel kastriertes
Lamm, Maccheroni, Lasagne, Mürbeteig, Pasteten und Torten, ganz zu schweigen
von den Pilzen: »Die Bosheit des Pilzes« sitzt in den giftigen wie in den eßbaren.
Das beste Getränk ist Wasser; auch Wein tut, mäßig genossen, gut; nicht immer
günstig ist Tee, während Kaffee, außer bei Auszehrung und Magersucht, sehr zu
empfehlen ist; heiße Schokolade ist nur den Cholerikern untersagt, sie tut wohl
und soll in Ruhe und zu Hause getrunken werden: Hüten jedoch soll man sich vor
den Leidenschaften der Seele. - Giuseppe Antonio Pujati,
Über die Bewahrung der Gesundheit der
Literat
en und der
gelehrt
en und
sitzen
den
Leute, 1768, nach
(scia)
Diät (8) Cato ermähnte den Sohn, sich vor
allen Ärzten in acht zu nehmen; er habe ein Rezeptbuch aufgesetzt, und
danach behandle und kuriere er die Kranken bei sich zu Hause; Fasten verordne
er niemals, sondern lasse die Kranken Gemüse oder kleine Portionen von Enten-,
Tauben- oder Hasenfleisch essen; auch das letztere sei leicht und für Kranke
bekömmlich, nur daß man nach seinem Genuß viel träume. Bei dieser Pflege und
Diät sei er selbst gesund und erhalte auch die Seinigen gesund. In diesem
Punkte freilich ist seine Selbstsicherheit nicht ungestraft geblieben, denn
er verlor die Frau und den Sohn. Er selbst aber, mit einem Körper von fester
Gesundheit und Kraft ausgerüstet, hielt sich die längste Zeit auf der Höhe,
so daß er noch im höchsten Alter Umgang mit Frauen brauchte. - (
plut
)
Diät (9) Die Arbeit erzeugt
notgedrungen gute Sitten, Nüchternheit und Keuschheit,
somit Gesundheit, Reichtum, gleichbleibenden und fortschrittlichen Geist und
christliche Liebe. Age quod agis. Fisch, kalte Bäder, Duschen, Moos,
Pastillen, je nach Erfordernis; zudem absolute Vermeidung von allem, was erregt.
- (
cb
)
Diät (10) Dr. Gambit hatte mir zwar erlaubt,
auf Fleisch zu verzichten, dafür durfte ich mir trotzdem nicht zweimal vom Gemüse
nehmen, und so stand ich manchmal hungrig vom Tische auf. Er erzählte uns, daß
das Nahrungsbedürfnis im Alter abnähme und daß alte Menschen durch nichts so
schnell getötet würden wie durch Überernährung. Vielleicht hatte er recht, doch
wir alten Menschen haben eben ein primitives Vergnügen am Essen. - (
hoer
)
Diät (11)
"Dig in, darling!"
Diät (12) Die Lehren des Babyloniers Mani verboten
den Verzehr von Raubvögeln. In Ägypten durften
Priester keine fischfressenden Vögel essen.
Katzen, Kühe und Stiere,
die bei den Ägyptern Gottheiten waren, wurden natürlich ohnehin nicht gegessen.
Die Römer opferten den Göttern keine flossen- oder schuppenlosen Fische, und
die Perser essen auch heute noch keine. Auf vielen Südseeinseln werden keine
Aale gegessen. Die Einwohner von Borneo, die Indianer
in Guinea, die Lappen, die Navajo und die Jakuten essen genausowenig Schweinefleisch
wie die gläubigen Muslime, denen Mohammed dies verbot. -
(ji)
Diät (13) Alles vermeiden, was die Phantasie
erstickt, beispielsweise die Romane! - Wilhelm
Hufeland, Makrobiotik oder Die Kunst, das menschliche Leben zu verlängern [1796],
nach
(sot)
Diät (14)
Diät (15)
Diät (16) Vor allen Dingen
verbot Pythagoras das Essen von
Meerbarben und Schwarzschwänzen; des Herzens und der Bohnen
sollte man sich strengstens enthalten; Aristoteles sagt auch der Gebärmutter
und Seebarbe mitunter. - Pythagoras, nach
(diol)
Diät (17)
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