eutsche  Kein Wunder, daß sie uns geschlagen haben. Wir waren nicht vorbereitet! - Volk der Träumer (veraltet) - Immer mit dem Attribut das »blonde«, das »träumerische«, aber was für eine militärische Organisation! - (fla)

Deutsche (2) In den seltensten Fällen wird sich ein Deutscher über sich selbst klar sein. Wird er sich einmal klar sein, so wird er es nicht sagen. Wird er es sagen, so wird er sich nicht verständlich machen. - (ben)

Deutsche (3) Barbaren von alters her, durch Fleiß und Wissenschaft und selbst durch Religion barbarischer geworden, tiefunfähig jedes göttlichen Gefühls, verdorben bis ins Mark zum Glück der heiligen Grazien, in jedem Grad der Übertreibung und der Ärmlichkeit beleidigend für jede gutgeartete Seele, dumpf und harmonielos, wie die Scherben eines weggeworfenen Gefäßes - das, mein Bellarmin! waren meine Tröster.

Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ich's, weil es Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen, Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht, wie ein Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinanderliegen, indessen das vergoßne Lebensblut im Sande zerrinnt? ...

Ich sage dir: es ist nichts Heiliges, was nicht entheiligt, nicht zum armseligen Behelf herabgwürdigt ist bei diesem Volk, und was selbst unter Wilden göttlichrein sich meist erhält, das treiben diese allberechnenden Barbaren, wie man so ein Handwerk treibt, und können es nicht anders, denn wo einmal ein menschlich Wesen abgerichtet ist, da dient es seinem Zweck, da sucht es seinen Nutzen, es schwärmt nicht mehr, bewahre Gott! es bleibt gesetzt, und wenn es feiert und wenn es liebt und wenn es betet und selber, wenn des Frühlings holdes Fest, wenn die Versöhnungszeit der Welt die Sorgen alle löst, und Unschuld zaubert in ein schuldig Herz, wenn von der Sonne warmem Strahle berauscht, der Sklave seine Ketten froh vergißt und von der gottbeseelten Luft besänftiget, die Menschenfeinde friedlich, wie die Kinder, sind - wenn selbst die Raupe sich beflügelt und die Biene schwärmt, so bleibt der Deutsche doch in seinem Fach und kümmert sich nicht viel ums Wetter! - Friedrich Hölderlin, Hyperion (ca. 1793)

Deutsche (4) Dieser Schwartenhals ist der deutscheste Charakter, den ich kenne. - Heinrich Heine 

Deutsche (5)  Der eigentliche Konflikt dieses Jahrhunderts besteht vielleicht nicht so sehr zwischen den deutschen Ideologien, der Geschichte und der christlichen Politik, auf gewisse Weise Komplicen, als vielmehr zwischen den deutschen Träumen und der mittelmeerischen Tradition, der Gewalt des ewigen Jünglings und der männlichen Stärke, der Sehnsucht, angestachelt durch das Wissen und die Bücher, und dem im Laufe des Lebens erhellten und erhärteten Mut, der Geschichte schließlich und der Natur. - Camus, Der Mensch in der Revolte. Reinbek bei Hamburg 1969

Deutsche (6)  Man wird eine Eigenschaft, die man vor allen anderen für das Kennzeichen des Deutschen hält, nämlich die Ordnung, immer zu gering einschätzen, wenn man nicht in ihr das stählerne Spiegelbild der Freiheit zu erkennen vermag.

Gehorsam. das ist die Kunst zu hören, und die Ordnung ist die Bereitschaft für das Wort, die Bereitschaft für den Befehl, der wie ein Blitzstrahl vom Gipfel bis in die Wurzeln fährt. Jeder und jedes steht in der der Lehensordnung, und der Führer wird daran erkannt, daß er der erste Diener, der erste Soldat, der erste Arbeiter ist. Daher beziehen sich sowohl Freiheit wie Ordnung nicht auf die Gesellschaft, sondern auf den Staat, und das Muster jeder Gliederung ist die Heeresgliederung, nicht aber der Gesellschaftsvertrag. Daher ist der Zustand unserer äußersten Stärke erreicht, wenn über Führung und Gefolgschaft kein Zweifel besteht. -  Ernst Jünger, Der Arbeiter. Herrschaft und Gestalt (1932)

Deutsche (7)  Wie von der Reformation, so hat man auch von ihren Helden sehr falsche Begriffe in Frankreich. Die nächste Ursache dieses Nichtbegreifens liegt wohl darin, daß Luther nicht bloß der größte, sondern auch der deutscheste Mann unserer Geschichte ist; daß in seinem Charakter alle Tugenden und Fehler der Deutschen aufs Großartigste vereinigt sind, daß er auch persönlich das wunderbare Deutschland repräsentiert. Dann hatte er auch Eigenschaften, die wir selten vereinigt finden, und die wir gewöhnlich sogar als feindliche Gegensätze antreffen.

Er war zugleich ein träumerischer Mystiker und ein praktischer Mann in der Tat. Seine Gedanken hatten nicht bloß Flügel, sondern auch Hände; er sprach und handelte. Er war nicht bloß die Zunge, sondern auch das Schwert seiner Zeit. Auch war er zugleich ein kalter scholastischer Wortklauber und ein begeisterter, gottberauschter Prophet. Wenn er des Tags über mit seinen dogmatischen Distinktionen sich mühsam abgearbeitet, dann griff er des Abends zu seiner Flöte, und betrachtete die Sterne und zerfloß in Melodie und Andacht. Derselbe Mann, der wie ein Fischweib schimpfen konnte, er konnte auch weich sein, wie eine zarte Jungfrau. Er war manchmal wild wie der Sturm, der die Eiche entwurzelt, und dann war er wieder sanft wie der Zephyr, der mit Veilchen kost.

Er war voll der schauerlichsten Gottesfurcht, voll Aufopferung zu Ehren des heiligen Geistes, er konnte sich ganz versenken ins reine Geisttum; und dennoch kannte er sehr gut die Herrlichkeiten dieser Erde, und wußte sie zu schätzen, und aus seinem Munde erblühte der famose Wahlspruch: Wer nicht liebt Wein, Weiber und Gesang, der bleibt ein Narr sein Lebenlang.

Er war ein kompletter Mensch; ich möchte sagen: ein absoluter Mensch, in welchem Geist und Materie nicht getrennt sind. Ihn einen Spiritualisten nennen, wäre daher eben so irrig, als nennte man ihn einen Sensualisten, Wie soll ich sagen, er hatte etwas Ursprüngliches, Unbegreifliches, Mirakulöses, wie wir es bei allen providentiellen Männern finden, etwas Schauerlich-Naives, etwas Tölpelhaft-Kluges, etwas Erhaben-Borniertes, etwas Unbezwingbar-Dämonisches. - Heinrich Heine, Zur Geschichte der  Religion und Philosophie in Deutschland

Deutsche (8)  So achtbar in Einzelnen, so miserabel im Ganzen. - Goethe

Deutsche (9) Wie mich dieses Deutschland langweilt! Es ist ein gutes mittleres Land, schön darin die blassen Farben und die Flächen, aber welche Einwohner! Ein verkommener Bauernstand, dessen Roheit aber keine fabelhaften Unwesen gebiert, sondern eine stille Vertierung, ein verfetteter Mittelstand und eine matte Intellektuelle! Bleibt: Amerika! - Bertolt Brecht, (bre)

Deutsche (10) Wir Deutschen haben eine sehr gute Anlage zur Unzufriedenheit. Wenn man es mir freistellte, für das Volk, dem ich angehöre, unter mehreren Kennzeichen die mir am ehrendsten erscheinende auszuwählen, so würde ich bestimmen, man möchte uns das unzufriedenste Volk nennen. Man lasse sich durch eine gewisse politische Trägheit, die uns anhaftet, nicht täuschen. Jedermann wird zugeben, welch unentbehrliche Resultate wir zum Beispiel in der Wissenschaft erzielt haben, indem wir, immerfort mißtrauisch gegen das eben Erreichte, immerfort bereit, es bedingungslos aufzugeben, ohne damit Zeit zu verschwenden, davon praktisch irgend etwas zu verwerten, uns an das Ungelöste hielten. Und, gleichsam in der Furcht, wir könnten doch noch unser Wissen um die Realität bis an eine allzu große Übersichtlichkeit heranbringen, pflegten wir von Anfang an mit besonderem Eifer die Metaphysik. So war uns die Möglichkeit zur Unzufriedenheit bis über unsern Bestand hinaus sichergestellt.

Es ist leicht festzustellen: Unser Ideal ist das Unerreichbare; und während wir bemüht sind, uns in der Bahn des Erreichbaren fortzubringen, würden wir unzufriedener sein, als wir schon sind, wenn diese Bahn je enden könnte.

Unsere gewöhnlichste Art zu denken ist: zu revoltieren. Unsere besten Leistungen sind Fragmente. Den Grad der uns möglichen Vervollkommnung haben wir erreicht, bevor wir fertig geworden sind.  - (bre)

Deutsche (11) Gegenüber einem Block von achtzig Millionen Germanen, die sich unsichtbar vereinen, werden unaufhörlich vierzig Millionen Franzosen in grüßter Gefahr leben. Wir wollen uns mit den zehn Millionen Belgiern und Wallonen, unseren Waffenbrüdern, zusammentun und unserer Sache die Bevölkerung der Pfalz, von Trier und Köln verbünden. Die Wurzeln dieser Völker müssen ein dichtes Flechtwerk bilden, um einen starken Deich zu schaffen, von dessen Höhe die freien Völker das tiefe und gefährliche Germanien überwachen. -  Maurice Barrès (ca. 1918), nach Alfred Döblin, November 1918. Eine deutsche Revolution. Bd.1. München 1978 (dtv 1389, zuerst 1939 ff.)

Deutsche (12) ... Bildungslosigkeit läßt verschlossene Gemüter, je unentwickelter sie ist, nur desto steifer und hartnäckiger an dem festhalten, was sie, mag es auch noch so einseitig sein, gleich ihrer ganzen Individualität nach in Anspruch genommen hat.

Solch eine Eintönigkeit in sich wortlos zusammengefaßter Menschen liegt vornehmlich in deutschen Charakteren, welche daher in ihrer Verschlossenheit leicht störrisch, widerborstig, knorrig, unzugänglich und in ihren Handlungen und Äußerungen vollkommen unsicher und widersprechend erscheinen. - G. W. F. Hegel

Deutsche (13) Ab 1906 malte Nolde die ersten Blumenbilder. Zu Blumen hatte er ein besonders inniges Verhältnis. Er beschrieb sie als »emporsprießend, blühend, leuchtend, glühend, beglückend, sich neigend, verwelkend, verworfen in der Grube endend« und räumte ihnen ein gleichberechtigtes Sein neben dem des Menschen ein. Um das Alsener Fischerhaus, in dem er von 1917 bis 1926 lebte, und um sein Haus im nordfriesischen Seebüll, das er seit 1927 bewohnte, hatte Nolde jeweils einen Garten angelegt. Seine Gärten waren nicht lieblich, romantisch und ordentlich, sondern vor allem vital. Strotzende Blumeninseln inmitten der eintönigen Weite der norddeutschen Marschlandschaft. So farbenprächtig, daß die Bauern von weit her kamen, um sich das anzusehen.

Nolde, der sich selbst als urdeutsch betrachtete, begriff nie, warum er 1941 als »Kunstbolschewist« und »entarteter Künstler« Malverbot erhielt. Von 1941 bis 1945 entstanden im geheimen die »Ungemalten Bilder«, viele winzige Zeichnungen. Nur 15 Olbilder gibt es aus dieser Zeit — alles Blumenmotive. - (pflan)

Deutsche (14)  VOn dieser Deutschen Poeterey nun zue reden / sollen wir nicht vermeinen / das vnser Land vnter so einer rawen vnd vngeschlachten Lufft liege / das es nicht eben dergleichen zue der Poesie tüchtige ingenia könne tragen / als jergendt ein anderer ort vnter der Sonnen. Wein vnnd früchte pfleget man zue Loben von dem orte da sie herkommen sein; nicht die gemüter der menschen. Der weise Anacharsis ist in den Scitischen wüsten gebohren worden. Die Vornemsten Griechen sind in Egypten / Indien vnd Franckreich gereiset / die weißheit zue erlernen. Vnd / vber diß das wir so viel Vorneme Poeten / so heutiges tages bey vns erzogen worden / vnter äugen können stellen / erwehnet Tacitus von den Deutschen in dem buche das er von jhnen geschrieben / das ob wol weder Mann noch Weib vnter jhnen zue seiner zeit den freyen künsten ob zue liegen pflegeten / faßeten sie doch alles was sie im gedächtniß behalten wolten in gewisse reimen vnd getichte. Wie er denn in einem andern orte saget / das sie viel von des Arminius seinen thaten zue singen pflegeten. Welches sie vieleichte den Frantzosen nachgethan haben / bey denen / wie Strabo im fünfften buche anzeiget / Dreyerley Leute waren / die man in sonderlichen ehren hielt: Bardi, Vates vnnd Druiden. Die Barden sungen Lob getichte vnnd waren Poeten; Die Vates opfferten vnd betrachteten die Natur aller dinge; Die Druiden pflegten vber die Natürliche Wissenschaft auch von gueten sitten zue vnterrichten. Welches auch Marcellinus im fünfften buche bekrefftiget: Die Barden / saget er / haben berümbter männer ritterliche thaten mit heroischen Versen beschrieben / vnd mit süßen melodien zue der leyer gesungen. - Martin Opitz, Buch von der Deutschen Poeterey. 1624

Deutsche (15)  Ich sagte: Ja, es sei mühsam, Modell zu stehen. Luther: Nein, eigentlich mache es ihm Vergnügen zu sehen, wie der Maler aus ihm das Persönliche heraushole; es sei sogar unheimlich.

Ich sah ihn mir an: massiger, ziemlich gewöhnlicher Rundschädel, aber lebendige, unbedingt gütige und junge Augen und ein feiner Mund. Trotz der undistinguished Umrisse keine gleichgültige Physiognomie. Vitalität und Eigensinn, nicht ohne Geist. Vor allem Beweglichkeit. Ich sagte es ihm. Er meinte: eine gute Karikatur von ihm existiere noch nicht. Er besitzt eine Art von Unschuld, mit der er die Freude über seinen Aufstieg zum Ausdruck bringt. Er verkörpert sehr gut den äußerlich harten, innerlich weichen und etwas formlosen, aber nicht geistlosen Deutschen; die Knochen grob, aber das Herz weich und der Intellekt nervös beweglich. Ich sagte ihm, es sei neu und überraschend, einen deutschen Reichskanzler zu finden, der sich für die allermodernste Kunst interessiere. Das schien ihm wie Honig einzugehen. Offenbar langt er auch nach dem Lorbeer des Mediceers, der ihm als Oberbürgermeister von Essen durch das vorzügliche Essener Museum und die Tätigkeit von Osthaus begehrenswert geworden ist.  - Harry Graf Kessler, Tagebücher 1918 bis 1937. Hg. Wolfgang Pfeiffer-Belli. Frankfurt am Main 1982 (it 659)

Deutsche (16)  Heinrich Heine.

Kafka: »Ein unglücklicher Mensch. Die Deutschen warfen und werfen ihm das Judentum vor, und dabei ist er doch ein Deutscher, sogar ein kleiner Deutscher, der mit dem Judentum in Konflikt steht. Das ist gerade das typisch Jüdische an ihm.« - Gustav Janouch, Gespräche mit Kafka. Aufzeichnungen und Erinnerungen. Frankfurt am Main 1981 (Fischer Tb. 5093, zuerst 1954)

Deutsche (17)  Monseigneur, auch Euer Deutschland hatte viele große Herren und Philosophen, die man des Mangels an Religion bezichtigt hat. Euer berühmter Cornelius Agrippa im 16. Jahrhundert wurde nicht nur als ein Hexenmeister, sondern auch als ein Ungläubiger angesehen. Das ist widersprüchlich: denn ein Hexenmeister glaubt an Gott, da er ja den Namen Gottes in alle seine Beschwörungsformeln einzuflechten wagt; ein Hexenmeister glaubt an den Teufel, da er sich ja dem Teufel verpfändet. Betroffen von diesen beiden Verleumdungen wie Apulejus, konnte Agrippa noch froh sein, daß er nur ins Gefängnis kam und nur im Armenhaus starb. Er war es, der als erster verkündete, daß die verbotene Frucht, voll der Adam und Eva gegessen hatten, der Liebesgenuß war, dem sie gefrönt hatten, bevor sie von Gott den ehelichen Segen empfangen hatten. Er war es auch, der, nachdem er mit den Wissenschaften Umgang gepflogen hatte, als erster gegen sie schrieb. Er verlästerte die Milch, die ihn genährt hatte, weil er sie so gar schlecht verdaut hatte. Er starb im Armenhaus in Grenoble im Jahr 1535.

Euren berühmten Doktor Faustus kenne ich nur aus der Theaterkomödie, in der er als Held auftritt und die man in allen Provinzen bei Euch im Reich spielt. Euer Doktor Faustus hat darin fortgesetzt mit dem Teufel Verkehr. Er schreibt ihm Briefe, die mittels einer Schnur durch die Luft reisen; er empfängt von ihm Antworten. Man erlebt Wunder in jedem Akt, und der Teufel holt Faustus am Ende des Stücks. Man sagt, er habe in Schwaben das Licht der Welt erblickt und unter Maximilian I. gelebt. Ich glaube nicht, daß er bei Maximilian mehr Glück gehabt hat als beim Teufel, seinem anderen Herrn.

Der berühmte Erasmus wurde gleichfalls von den Katholiken wie von den Protestanten des Mangels an Religion verdächtigt, weil er sich über die Exzesse, in die die einen sowohl wie die anderen verfielen, lustig machte. Wenn zwei Parteien unrecht haben, wird derjenige, der sich neutral verhält und infolgedessen recht hat, von beiden Seiten drangsaliert. Das Standbild, das man ihm auf dem großen Platz in Rotterdam, seiner Heimatstadt, errichtet hat, hat ihn an Luther und an der Inquisition gerächt.

Melanchthon, Schwarze Erde, war ungefähr in dem gleichen Fall wie Erasmus. Man behauptet, er habe seine Anschauung von der Erbsünde und der Prädestination vierzehnmal geändert. Man nannte ihn, wird gesagt, den Proteus von Deutschland. Er wäre gern sein Neptun gewesen, der die rasende Wut der Stürme zurückhält.

Jam coelum terramque meo sine numine, venti,
Miscere, et tantas audetis tollere moles! (Vergil, Aen. I, V. 137)

Er war gemäßigt und tolerant. Er gilt als indifferent. Obwohl er protestantisch geworden war, riet er seiner Mutter, katholisch zu bleiben. Danach urteilte man, daß er weder das eine noch das andere war. - Voltaire, AUS DEN BRIEFEN AN SEINE HOHEIT MONSEIGNEUR LE PRINCE DE ... ÜBER RABELAIS SOWIE ANDERE AUTOREN, DIE MAN BEZICHTIGT, SIE HÄTTEN DIE CHRISTLICHE RELIGION VERUNGLIMPFT (1767), nach (vol)

Deutsche (18)  Die Deutschen lachen zu selten - ein Erwachsener im Durchschnitt 15-mal am Tag. Mindestens das Doppelte ist notwendig, wenn das positive Lebensgefühl steigen soll, empfiehlt der Bonner Beratungsdienst "simplify your life". Zum Vergleich: Ein Kind lacht etwa 300-mal am Tag. Die gesündeste Art des Lachens ist das Lachen über sich selbst. Es vermag von Depressionen zu befreien, Rückenschmerzen, Sucht und Krankheitsanfälligkeiten zu lindern und vermeintlich Schweres zu erleichtern. - Fit! 4 / 2004

Deutsche (19)  Unser Oberst wußte vielleicht, warum diese zwei Leute da schossen, die Deutschen vielleicht auch, aber ich, wahrhaftig, ich wußte es nicht. So weit zurück ich auch in meinen Erinnerungen suchte, ich hatte ihnen nichts getan, den Deutschen. Ich war immer sehr liebenswürdig und sehr höflich zu ihnen gewesen. Ich kannte sie ein wenig, die Deutschen, ich war sogar bei ihnen zur Schule gegangen, als ich klein war, in der Umgebung von Hannover. Ich hatte ihre Sprache gesprochen. Sie waren damals eine Masse kleiner, brüllender Kerls mit blassem und fliehendem Blick, wie der von Wölfen; wir gingen zusammen die Mädchen anrühren, nach der Schule, in das Wäldchen nebenan, wo man auch mit der Armbrust schoß oder mit der Pistole, die man für vier Mark gekauft hatte. Man trank süßes Bier.   - (reise)

Deutsche  (20)

Deutsche (britische)   Er war riesengroß, er maß sechseinhalb Fuß und hatte Schultern wie ein Bulle. Er trug Uniform, und in seinem Knopfloch sah ich das schwarzweiße Band des Eisernen Kreuzes. Seine Litewka war zerknittert und saß so prall, als könne sie seinen Schrankkoffer von Brust nicht umspannen, und überm Bauch hielt er seine riesigen Pranken gefaltet. Dieser Mann mußte so weit ausholen können wie ein Gorilla. Er hatte ein gewaltiges, lässiges, lächelndes Gesicht mit einem viereckigen gespaltenen Kinn, das sich brutal nach vorn schob. Er hatte eine fliehende Stirn, die in einen borstigen Hinterkopf verlief, während sein Hals aus dem Kragen hervorquoll. Sein Kopf war genau birnenförmig, mit dem dünnen Ende nach oben.

Er glotzte mich aus kleinen scharfen Augen an, und ich glotzte zurück. Hier hatte ich etwas angetroffen, wonach ich schon lange gesucht hatte, und bis zu diesem Augenblick war ich nicht sicher gewesen, daß es das überhaupt gab. Das war der Deutsche, wie er in der Karikatur existiert, der, mit dem wir fertigwerden mußten. Er war so häßlich wie ein Nilpferd, aber tüchtig. Jede Borste auf seinem sonderbaren Kopf war tüchtig.  - John Buchan, Grünmantel. Zeichnungen von Topor. Zürich 1980 (zuerst 1916)

Deutsche  (22)

Deutsche  (23)  Ich wohne vor wie nach in dem reizenden, spießigen, honett bürgerlichen Berliner Vorort Südende, und Tag für Tag erhält mein Deutschenhaß durch das unmöglich Häßliche, Unästhetische (jawohl!), schlecht, überaus schlecht Gekleidete seiner deutschesten Bürger, neue sehr lichterloh brennende Nahrung. Hier stehe es für Dich: «Ich fühle keine Verwandtschaft mit diesem Menschenmischmasch.» Rasse ist ein Begriff, der einem scharfen Beobachter nicht geeignet erscheint, ihn den Deutschen zu geben. Was sehe ich, seitdem keine Ausländer mehr in Deutschland leben: nur ungepflegte, dicke, deformierte, häßlichste Männer und Frauen (vor allem), degeneriert (obwohl ein dicker roter fettig schlapper Mann hier als «stattlicher Herr» gilt), mit schlechten Säften (vom Bier), mit zu dicken und zu kurzen Hüften, kurz, es hält überaus schwer beim Erinnern an so viel, ach allzuviel Häßlichem, sich hier auf dem Papier in den Grenzen der Schicklichkeit zu bewegen. Du kannst nun begreifen, was diese Rasse sich in geistiger Beziehung für Culten hingibt. Es ist buchstäblich reale Tatsache, daß ein Deutscher nie etwas in geistiger Beziehung neugeschaffen hat. Der Deutsche hat alles vom Auslande abgesehen. (Welch Glück, daß ich kein Deutscher bin!) Es ist eine sich immer erneuende Qual, als Sehender unter all diesen stinkenden Blinden zu leben - und dabei haben diese Menschen (Christus, den Ich gestürzt habe, spricht, welch Hohn, von meinen lieben Brüdern, Trotteltumreligion) die positive Macht, sie zwingen Mich zu ihren Diensten, indem sie Mich einfach zu Militärdiensten einziehen oder sonstwie erschießen lassen. Welche merkwürdigen Begriffe von Menschlichkeit, frage ich Mich: wozu haben alle die einzelnen Philosophen gelebt, die nach Schulsprache: «uns Menschen (mich?) hinaufführen sollen.» Es ist wahr, ich bin ein Gegner des Krieges, das heißt, ich bin ein Gegner gegen jedes System, das (welches) Mich zwingt — vom Standpunkt einer ästhetisierenden Anschauung allerdings freue ich mich über jeden Deutschen, der auf dem Felde der Ehre (wie schön) den Heldentod stirbt. Deutsch sein heißt immer: geschmacklos sein, dumm, häßlich, dick, unelastisch — heißt: mit 40 Jahren keine Leiter besteigen können, schlecht angezogen sein. Deutsch sein heißt: reaktionär schlimmster Sorte, heißt: unter hundert, wäscht sich mal einer den ganzen Körper. (N. B. Die deutsche Frau ist überhaupt diskussionslos.)  Pause. Augenblicklich befinde ich mich abermals in jener überaus reizvollen Stellung eines Jünglings, der kurz vor der zweiten Einstellung zum Vaterlandsdienste steht. - George Grosz an Robert Bell (ca. 1916/17), nach: G.G., Briefe 1913-1959. Hg. Herbert Knust. Reinbek bei Hamburg 1979

Deutsche  (24) 

Deutsche  (25)   Der gute Deutsche war ganz begeistert und konnte sich an Liebkosungen nicht genug tun. Es war heiß, und ich forderte ihn auf, sich nackt auszuziehen. . . . Um ihn stärker zu erregen, entkleidete ich mich auch vollständig, und, während er mich bestieg und ich seinen Kopf verliebt an meinen Busen preßte, durchstöberte ich ungestört mit meiner rechten Hand seine Kleider. Ich fand sein Portefeuille und seine Börse in der rechten Tasche seines Gewandes, ergriff beides und versteckte es rasch unter der Matratze unseres Liebesbettes.

Nachdem einmal der Streich gelungen war, gab ich mir mit dem schwerfälligen und stinkenden Tier weiter keine Mühe mehr; ich klingelte. Ein Mädchen erschien, das den braven Deutschen wieder in Ordnung brachte, ihm ein mit allem nötigen versehenes Getränk darbot und ihn dann in ein Zimmer führte, wo er in so tiefen Schlaf verfiel, daß man ihn noch acht Stunden nachher schnarchen hörte.  - (just)

Deutsche  (26)    Schiller war ein echter Deutscher im vollen Sinne des Wortes. Schon als Zwanzigjähriger, in jenem glücklichen Alter, wo der Russe in den Tag hinein zu leben pflegt, hatte Schiller sein ganzes Leben im voraus eingeteilt und wich dann von dieser Einteilung unter keinen Umständen ab.

Er hatte sich vorgenommen, jeden Morgen um sieben Uhr aufzustehen, um zwei Uhr zu Mittag zu essen, in allen Dingen pünktlich zu sein und sich jeden Sonntag zu betrinken. Er hatte sich vorgenommen, im Laufe von zehn Jahren ein Kapital von fünfzigtausend Rubeln zusammenzusparen, und dieser Vorsatz war ebenso unabänderlich wie das Schicksal selbst, denn eher wird der Beamte vergessen, in das Portierzimmer seines Vorgesetzten hineinzublicken, als daß ein Deutscher sich entschließt, seinen Vorsatz zu ändern. Niemals und unter keinen Umständen überschritt er die ein für allemal festgesetzten Auslagen, und wenn der Kartoffelpreis stieg, so gab er keine Kopeke mehr aus, sondern setzte nur das Quantum herab; er blieb dabei zwar etwas hungrig, aber er gewöhnte sich daran. Seine Pünktlichkeit ging so weit, daß er sich vorgenommen hatte, seine Frau nicht mehr als zweimal im Laufe von vierundzwanzig Stunden zu küssen; um diese Zahl einzuhalten, und ihr ja keinen überzähligen Kuß zu geben, tat er nie mehr als einen Teelöffel Pfeffer in seine Suppe; an Sonntagen wurde diese Regel übrigens nicht so streng befolgt, denn Schiller trank an diesem Tage zwei Flaschen Bier und eine Flasche Kümmel, auf den er übrigens immer schimpfte. Er trank ganz anders als ein Engländer, der gleich nach dem Mittagessen seine Türe zuriegelt und sich ganz allein betrinkt. Als Deutscher trank er vielmehr immer mit Begeisterung und in Gesellschaft des Schuhmachermeisters Hoffmann oder des Tischlermeisters Kunz, der ebenfalls ein Deutscher und ein großer Säufer war. - Nikolai Gogol, Der Newskij-Prospekt, In: N. G., Petersburger Erzählungen. Wiesbaden 2015 (zuerst ca. 1850)

Deutsche  (27)  Wenn der Italiener, der immer zwischen Haß und Liebe hin und her gerissen wird, von Leidenschaften lebt und der Franzose von der Eitelkeit, leben die guten, einfältigen Nachkommen der alten Germanen von der Einbildungskraft. Kaum sind sie aus den dringendsten und notwendigsten Alltagssorgen heraus, sieht man mit Erstaunen, wie sie sich auf das stürzen, was sie ihre Philosophie nennen. Es ist dies eine Art harmlose, liebenswerte und vor allem ohne jede Gehässigkeit betriebene Verrücktheit. - (stend)

Deutsche  (28)  

 

Menschengruppen (physisch)

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Bier {?}

VB

Synonyme