eterminismus  Jetzt passen Sie einmal auf. Unter uns gab es ein Mädchen, Chajele Minz, ein hübsches Mädchen, gescheit, sehr aktiv in unserer Bewegung, die Tochter eines wohlhabenden Kaufmanns. Ihr Vater besaß das größte Schnittwarengeschäft der Stadt und alle jungen Männer waren verrückt nach ihr. Aber Chajele war wählerisch. Sie fand an jedem etwas auszusetzen. Sie hatte eine spitze Zunge, war, was man schlagfertig nennt. Sagte man etwas zu ihr, so kam sofort eine scharfe und schneidende Bemerkung von ihr zurück. Wenn sie wollte, so konnte sie einen Menschen auf eine kluge, halb scherzende Art lächerlich machen. Der Fatalist verliebte sich in sie bald nach seiner Ankunft. Er war überhaupt nicht schüchtern. Eines Abends trat er vor sie hin und sagte: ›Chajele, es ist vom Schicksal bestimmt, daß du mich heiraten wirst, und da es einmal so ist, warum sollen wir das Unvermeidliche hinausschieben?‹

Er sagte es laut, so daß alle es hören mußten, und es entstand eine erregte Stimmung. Chajele antwortete: ›Es ist vom Schicksal bestimmt, daß ich dir sagen soll, du bist ein Idiot und außerdem noch unverschämt, und deshalb sage ich es. Du wirst mir verzeihen müssen, denn es ist schon seit Milliarden von Jahren im Buch des Schicksals so festgelegt‹.  -  Isaac Bashevis Singer, Die Geschichte zweier Schwestern. In: I.B.S., Leidenschaften. Geschichten aus der neuen und der alten Welt. München 1993. (zuerst 1975)

Determinismus (2)  Jakob: »Ein glücklichei Mensch ist einer, dessen Glück dort oben geschrieben steht; folglich ist der ein unglücklicher Mensch, dessen Unglück In den Sternen geschrieben steht.«

Der Herr: »Und wer hat dort oben in den Sternen Glück und Unglück aufgeschrieben ?«

Jakob: »Und wer hat die lange Rolle erschaffen, auf der alles geschrieben steht ? - Ein Rittmeister, der mit meinem Hauptmann befreundet war, hätte gern einen Taler drum gegeben, wenn er es gewußt hätte. Mein Hauptmann aber hätte keinen roten Heller dafür gegeben, und ich ebensowenig. Denn wozu wäre mir das schon nütze? Könnte ich dadurch der Grube ausweichen, in der ich mir dereinst das Genick brechen soll?«

Der Herr: »Das könntest du, glaub ich.«

Jakob: »Und ich glaube, ich könnte es nicht. Denn dann müßte ja eine irrige Zeile auf der großen Rolle eingezeichnet sein, und diese Rolle enthält doch die Wahrheit, nichts als die Wahrheit und die ganze Wahrheit! Es stünde auf der langen Rolle geschrieben: Jakob wird sich an dem und dem Tag das Genick brechen, und Jakob bräche sich nicht den Hals! Könnt Ihr verstehen, daß so etwas möglich wäre, wer auch immer der Schöpfer dieser langen Rolle sein mag?«

Der Herr: »Dazu ließe sich noch mancherlei anführen...«

Jakob: »Mein Hauptmann war der Ansicht, Klugheit sei eine Eigenschaft, die vorausgesetzt werden müsse und bei der uns die Erfahrung ermächtige, die Umstände, in denen wir uns befinden, als Ursachen bestimmter, für die Zukunft zu erhoffender oder zu befürchtender Wirkungen anzusehen.«

Der Herr: »Und das hast du verstanden?«

Jakob: »Freilich. Nach und nach hatte ich mich an seine Ausdrucksweise gewöhnt. ,Aber', pflegte er zu sagen, ,wer kann sich rühmen, er besitze allzuviel Erfahrung ? Ist, wer sich dem schmeichelhaften Glauben hingab, er sei damit am allerbesten versehen, nie betrogen worden ? Zudem: gibt es überhaupt einen Menschen, der imstande ist, die Verhältnisse richtig einzuschätzen, in denen er lebt? Die Rechnung, die wir in unseren Köpfen anstellen, und die Rechnung, die dort oben auf der langen Rolle feststeht, sind zwei völlig verschiedene Rechnungen. Lenken denn wir das Schicksal, oder lenkt das Schicksal uns ? Wie mancher weise ausgeklügelte Plan ist fehlgeschlagen, und wie viele Pläne werden noch mißlingen ? Wie mancher sinn- und zwecklose Plan ist gut abgelaufen, und wie viele werden noch gut ausgehen!' Das hat mir mein Hauptmann nach der Eroberung von Berg-op-Zoom und nach der Einnahme von Port-Mahon immer wieder gesagt. Und er pflegte hinzuzusetzen, Vorsicht und Klugheit sichern uns zwar keinen vollen Erfolg, aber sie trösten uns über einen Mißerfolg hinweg und entschuldigen ihn. Darum schlief er auch in der Nacht vor einer Schlacht genauso ruhig wie in seiner Garnison und ging in den Kampf wie auf einen Ball.«   - (jak)

Determinismus (3)  Die Tugenden sind mit dem lustvollen Leben auf das engste verwachsen, und das lustvolle Leben ist von ihnen untrennbar. Denn wer wäre deiner Meinung nach höher zu achten als der, der einem frommen Götterglauben huldigt und dem Tode jederzeit furchtlos ins Auge schaut? Der dem Endziel der Natur nachgedacht hat und sich klar darüber ist, daß im Reiche des Guten das Ziel sehr wohl zu erreichen und in unsere Gewalt zu bringen ist und daß die schlimmsten Übel nur kurzdauernden Schmerz mit sich führen ? Der über das von gewissen Philosophen als Herrin über alles eingeführte allmächtige Verhängnis lacht und vielmehr behauptet, daß einiges zwar infolge der Notwendigkeit entstehe, anderes dagegen infolge des Zufalls und noch anderes durch uns selbst; denn die Notwendigkeit herrscht unumschränkt, während der Zufall unstet und unser Wille frei (herrenlos, d. i. nicht vom Schicksal abhängig) ist, da ihm sowohl Tadel wie Lob folgen kann. (Denn es wäre besser, sich dem Mythos von den Göttern anzuschließen als sich zum Sklaven der unbedingten Notwendigkeit der Physiker zu machen; denn jener Mythos läßt doch der Hoffnung Raum auf Erhöhung durch die Götter als Belohnung für die ihnen erwiesene Ehre, diese Notwendigkeit dagegen ist unerbittlich.

Zufall aber hält der Weise weder für eine Gottheit, wie es der großen Menge gefällt (denn Ordnungslosigkeit verträgt sich nicht mit der Handlungsweise der Gottheit) noch auch für eine unstete Ursache (denn er glaubt zwar, daß aus seiner Hand Gutes oder Schlimmes zu dem glücklichen Leben der Menschen beigetragen werde, daß aber von ihm nicht der Grund gelegt werde zu einer erheblichen Fülle des Guten oder des Schlimmen), denn er hält es für besser, bei hellem Verstande von Unglück verfolgt als bei Unverstand vom Glücke begünstigt zu sein. Das Beste freilich ist es, wenn bei den Handlungen richtiges Urteil und glückliche Umstände sich zu gutem Erfolge vereinigen. - Epikur, nach (diol)

Determinismus (4)   Newton sagt am Ende seiner berühmten Quaestionen am Ende seinr Optik, je mehr wir die Einrichtungen der Welt kennen lernen, dsto mehr lernen wir Gott kennen (oder das was nun jeder Gott nennen mag und am Ende muß  μ) und folglich desto mehr lernen vir seinen Willen tun so wie das Salz das anschießt. Dieses tut seine Willen, und weiß es nicht, der Mensch mit einem Gefühl das er Bewußtsein nennt, und was noch mehr ist, mit einem Gefühl als hätte er jenen Willen auch nicht tun können, wenn er nur gewollt hätte so wie wir auch glauben, der Wind der heute weht hätte auch heue nicht wehen können.   - (licht)

 

Philosophie Notwendigkeit

  

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