elikatesse  Der ergrimmte Ehemann hatte sich unter Anhörung der Relation entsetzlich ungebärdig gestellt, mit den Füßen auf die Erde gestampft, mit den Zähnen geknirscht und die Augen grimmigerweise im Kopf verdreht, nachher aber gefragt, ob er Vater zu dem Kind sei, welches die von C.* letzthin geboren hätte? Worauf dieser geantwortet, das könnte er nicht sagen, sondern die Dame müsse es am besten wissen.

Demnach wird die Dame von ihrem erzürnten Mann deswegen befragt, welche sich ganz rasend anstellt und ihm zur Antwort gibt:

›Nein! Nicht dieser, mein Liebster, sondern du, alter verfluchter Drache, bist selbst Vater zu diesem häßlichen Balg, welches nebst der mir verhaßten Gestalt schon alle deine ekelhaften Mienen und Gebärden an sich hat; rechne die Zeit nach von deiner Wiederkunft aus dem N. Bade, ob es nicht eintrifft; inmittels bedaure ich nichts mehr, als daß ich diesen schändlichen Wurm nicht im ersten Bad ersäuft habe; bringe ihn her, ich will ihn sogleich vor deinen Augen erwürgen, damit du nur kein Andenken von mir haben mögest. Töte mich immerhin, du verfluchter Tyrann, denn ich verlange ohnedem nicht mehr, deine Gemahlin zu heißen, laß nur den unschuldigen F. leben, denn es ist wahr und ich bekenne es selbst, daß ich ihn aus allzuheftiger Liebe zu meinem Willen gezwungen habe.‹

›Halt, du ungetreue Bestie!‹ spricht der erzürnte Mann, ›ich will dich und deinen Galan schon zu belohnen wissen.‹

Hiermit gibt er seinen Gewaffneten ein Zeichen, daß sie den ohnedem schon gebundenen F. festhalten müssen, einer von seinen Bedienten aber, der vielleicht ein Wundarzt gewesen, schneidet demselben in größter Geschwindigkeit die Zeugen seiner Mannheit heraus und überliefert dieselben seinem Herrn. Dieser präsentiert solche seiner Gemahlin auf einem silbernen Teller mit einem zornigen Lächeln und spricht:

›Hier, Madame! Labt Euch nunmehr recht wohl mit den delikatesten Stücken Eures Amanten.‹ - J. G. Schnabel,  Der im Irr=Garten der Liebe herum taumelnde Cavalier (zuerst 1746)

Delikatesse (2)  Es regierte eine kleine Prinzessin; sie war nur achtzehn Jahre alt, aber sie regierte; sie hatte Vater und Mutter die Macht genommen, denn sie besaß einen Willen und war so unvergleichlich lieblich und unartig.

Sogleich, als der Floh das Gewehr präsentierte und die Kanone abschoß, wurde sie so von dem Floh eingenommen, daß sie sagte: »Ihn oder keinen!« Sie wurde ganz wild vor Liebe, und sie war doch ohnehin schon wild.

»Süßes, kleines, vernünftiges Kind!« sagte ihr eigener Vater, »könnte man nur erst einen Menschen aus ihm machen!«

»Das überlasse mir, Alter!« sagte sie, und das war nicht nett gesagt von einer kleinen Prinzessin, die mit ihrem Vater spricht, aber sie war wild.

Sie setzte den Floh auf ihre Hand.

»Nun bist du ein Mensch, regierst mit mir; aber du mußt tun, was ich will, sonst erschlage ich dich und esse den Professor.«

Der Professor bekam einen großen Saal, um darin zu wohnen. Die Wände waren aus Zuckerrohr; an denen konnte er lecken, aber er war kein Leckermaul. Er bekam eine Hängematte zum Schlafen, das war, als läge er in einem Luftballon, den er sich immer gewünscht hatte und der sein ständiger Gedanke war.

Der Floh blieb bei der Prinzessin, saß auf ihrer kleinen Hand und auf ihrem feinen Hals. Sie hatte sich ein Haar ausgezogen, das der Professor dem Floh ums Bein binden mußte, und dann band sie ihn an das große Korallenstück, das sie im Ohrläppchen trug. ' Das ist eine herrliche Zeit, auch für den Floh', dachte sie; aber der Professor war nicht zufrieden, er war ein Reisemann, liebte es, von Stadt zu Stadt zu ziehen, in den Zeitungen zu lesen, daß er Ausdauer und Klugheit besäße, einen Floh alle menschlichen Taten zu lehren. Tagaus, tagein lag er in der Hängematte, faulenzte und bekam sein gutes Essen: frische Vogeleier, Elefantenaugen und gebratene Giraffenschenkel; die Menschenfresser leben nicht nur von Menschenfleisch, das ist eine Delikatesse; »Kinderschulter mit scharfer Soße«, sagte die Prinzessinmutter, »ist das Delikateste.«   - (and)

Delikatesse (3)  
 

Ernährungsverhalten

 

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Leckerbissen