eckakt   Anleitung zur vorbildlichen Durchführung des Deckaktes bei Rassehunden

I.

1. Nach sorgfältiger Prüfung des über die Rassereinheit des Deckrüden Auskunft gebenden Foto- sowie Stammbaumaktenmaterials inspiziert der Hündineigner den Zwingerkomplex des Deckrüdenbesitzers und den sich darin befindlichen Deckrüden. Er ist rassefest!

2. In einem ausführlichen Gespräch zwischen den beiden Hundekynologen werden sodann die besonderen Eigenarten und eventuellen Mimositäten der zusammenzuführenden Tiere erörtert. Ein Foto der deckungsbereiten Hündin sollte die Zustimmung des Rüden finden. Er sollte Flagge zeigen!

3. Der Hündinbesitzer macht eine Tonbandaufnahme vom Fauchen des Rüden und spielt es der Hündin im heimischen Zwinger vor, wobei ihr ein Foto vom Rüden vor die Augen gehalten wird. Sie sollte saften!

II.

1. Zwei Tag vor dem vereinbarten Decktermin oder Stichtag wird der Rüde in den Deckraum geführt, an dessen vier Wänden jeweils eine Photographie einer gut gebauten, fremdrassigen Hündin hängt. Aus dem Lautsprecher erklingt die Ouvertüre zu Richard Wagners Lohengrin, die wegen ihrer hohen Tonfrequenzen den Rüden in einen Zustand interner sexueller Unruhe versetzt, die während der nächsten Tage eine permanente bleibt. Der Rüde siedet!

2. Die Anreise der Hündin geschieht je nach Umständen oder Entfernung im abgedunkelten Bahnabteil, nie aber per Velo oder zu Fuß, da dieses die Hündin nur ablenken oder der Gefahr einer durch herumstreunende rasselose Rüden herbeigeführten unerwünschten Schwangerschaft aussetzen könnte.

3. Der Hündineigner sollte sein Tier genau kennen und beobachten, um einen möglichst günstigen Deckakt zu garantieren. Er sollte auf jeden Fall wissen, ob dem Tier bei der einen oder anderen Reiseform schlecht wird, daß es sich vielleicht übergeben muß, also brechen, welches ein Zeichen für Unwohlsein wäre, was einem erfolgreichen Deckakt niemals dienlich ist. In einem Won: Die Hündin sollte sich kerngesund und in bester Laune dem Rüden präsentieren, was sie natürlich auch von demselben verlangen darf.

III.

1. In einem kleinen Wartezimmer nimmt der Deckrüdenbesitzer eine Expertise an der Hündin vor, während der Inhaber der Hündin selbstquälerisch auf und ab geht, ob er wohl den rechten Tag für das Belegen gewählt habe.

2. Der Deckrüdenbesitzer ist als solches in dieser Materie ein Routinier und weiß schon nach einem kurzen Blick mit 90%iger Sicherheit, ob der Deckakt gelingt. Dann bietet er der Hündin ein Büschel Frischgras an. Sie verweigert, ein sicheres Zeichen, daß ihr nicht schlecht ist. Ja, er nickt ihrem zaudernden Besitzer zu, wir brauchen uns nicht zu beunruhigen!

3. Durch einen leichten Druck auf die Blase wird das Tier ermuntert, zu feuchten, was bei gleichzeitigem Abprotzen geschieht. Um Genitalverirrungen vorzubeugen, versiegelt man das Schweißloch mit einer Gummiplombe und tröpfelt mit Hilfe einer Pipette einige Tropfen Speiseöles in die noch recht quietschige Schnalle, wobei der Hündinbesitzer mit krallenartig gebogener Rechten am Rutenansatz hin- und herfährt.

IV.

1. Die Hündin ist jetzt hitzig. Sie gibt Laut! In diesem Zustand mehr oder weniger unberechenbar, wird sie an kurzer Leine in den Deckraum geführt und freudig fauchend vom Deckrüden begrüßt. Er zeigt Flagge! Aus den Lautsprechern ertönt die Aufnahme des Brunftgeheules sibirischer Wölfe. Bevor dem Rüden die Halsung abgenommen wird, wiegt man prüfend sein Kurzwildbret. Ja, er ist firm!

2. Die Hündin wird jetzt frei und mit dem Rüden alleine gelassen. Mit hitzigem Temperament gibt der Rüde Hals und jagt die Hündin umher. Dabei beschnuppert und beleckt er ihre Schnalle. Durch eine Trennglasscheibe verfolgen die Züchter das Geschehen und feuern die Tiere mit einem stakkatohaften »Ungakaka, Ungakaka« an. Es folgen die ersten Steigversuche, die in der Erregung etwas tolpatschig wirken und auf die Hündin einen groben Eindruck machen, weshalb sie den übereifrigen Besteiger noch abbeißt. Er holt sich einen Gefrierbollen. Jetzt gilt es, ihre Hitze nicht abkühlen zu lassen! Mit einem gellenden »Hießßn! Hatzz!« befiehlt ihr der Besitzer, sich zu stellen, was augenblicks geschieht.

3. Die Hündin markiert, steht und ringelt die Rute zur Seite. Der Rüde gibt Zeichen, faucht, flaggt und drängt blitzschnell nach, führt ein und — verhängt. Sie binden sich! Durch den zur Größe eines mittleren Wiesenchampignons angewachsenen Schwellkörper seines Fruchtgliedes hängt der Rüde ca. 15 Minuten an der Hündin. Die Züchter loben die beiden Tiere mit einem sonoren »Brav, brav«.

V.

1. Der Rüdenbesitzer begibt sich jetzt in den Deckraum und spricht feierlich die offizielle Befruchtungsformel des Zuchtverbandes. Danach hebt er den linken Hinterlauf des Rüden über den Rücken der Hündin und bringt die zwei in eine Linie. Sie stehen nun Hinterlauf an Hinterlauf zur siamesischen Parade.

2. Doch dann ist es auch schon Zeit, den Rüden auszuhängen (zu kappen), die Hündin an kurze Leine zu nehmen und etwa acht Minuten schweigend, jedoch schnellen Schrittes mit ihr umherzuwandern,.damit sie den eingeführten Schub nicht entleert.

3. Alsdann ist die Deckbescheinigung auszufüllen, gegenseitig zu unterzeichnen und die vereinbarte Decktaxe zu entrichten (eine schöne Geste wäre noch, wenn beim Abschied der Rüdenbesitzer die Hündin mit der linken Hand am Kopfe streichelte, mit der rechten Hand die linke Hand des Hündinbesitzers schüttelte, während dieser wiederum mit der linken Hand über den Kopf des Rüden führte).   - Aus: Jagd und Hund. Bad Tölz 1956. Nach: Ernst Kahl, Bestiarium perversum. Bd. 1. Hamburg 1985

 

Fortpflanzung, tierische

 

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