avonfliegen  Es ist unglaublich, wie schnell einen schlechte Gesellschaft verdirbt. Als ich die andern so von ihrer früheren Bekanntschaft mit ihr reden hörte, da fing auch ich, der ich ihr doch soviel näher stand, an, ihr nah ins Gesicht zu starren, und rief: ›Sag's ihnen! Sag ihnen, wer du bist!‹ Mich traf ein großer, ein dunkler und strahlender Blick; dann wandte sie die Augen von mir und schaute zum Mond empor. Ein langer Schauder lief durch ihren Körper.

›Wir werden dem Geheimnis schon auf die Spur kommen‹, rief der Baron, ›wenn wir erst den alten Juden erwischen. Der hat ja wohl bei allen Maskeraden das Farbtöpfchen gehalten‹.

›Von wem spricht er eigentlich?‹ sagte Olalla und lachte leicht auf. ›Hier gibt's keinen alten Juden.‹

›Er wird nicht weit sein‹, sagte der Baron. ›Im Kloster werden wir uns alle treffen.‹ Bei diesen Worten erstarrte sie plötzlich wie zu einem Marmorbild. Daß sie so wortlos dastand, vor den beiden Burschen, war mir unerträglich. ›Ich jag' dir die beiden vom Hals‹, sagte ich. ›Nur sag mir ein einziges Mal die Wahrheit - wer bist du?‹

Sie wandte sich nicht um, sie schenkte mir keinen Blick. Aber im nächsten Augenblick tat sie, was ich immerfort mit Bangen erwartet hatte: sie breitete die Flügel aus und flog davon. Unter dem runden Silbermond machte sie einen einzigen großen Sprung, sie warf sich aus unserer Mitte, und der Wind faßte sie und spreitete ihre Gewänder. Ich habe dir erzählt, daß sie schon bei ihrer Flucht vor mir ausgesehen hatte wie ein großer Laufvogel, der den Wind fangen und sich emporschwingen will. Nun machte sie es wieder so: Genau wie ein schwarzer Mauersegler, wenn er sich von einem Abhang oder einem Dach stürzt, um von der Erde loszukommen und zu flüchten. Einen Augenblick schien es, als werde sie sich mit dem Wind von der Erde lösen; dann aber lief sie quer über die Straße, stieß sich mit aller Kraft ab, gerade in den Abgrund hinein, und entschwand unseren Blicken.

Ich hatte nicht die Zeit gehabt, sie festzuhalten, und im ersten Augenblick war mein einziger Gedanke: ihr nach. Am Rande des Abgrundes angekommen, sah ich aber, daß sie nicht weit gefallen war, nur bis zu einer Art Vorsprung, zwanzig Fuß unter uns. Soviel man bei dem dunstigen Licht sah, lag sie auf dem Gesicht, von ihrem schweren Mantel ganz zugedeckt.  - (blix)

Davonfliegen (2)   C. folgte seinem Impuls zu schweigen. - Und der Oberleutnant fügte hinzu: Und wohin die Chose fährt, das wissen wir, und sonst keiner. Sie müssen es nicht wissen, denn durch Sie läuft die Chose ...

C. blickte hinaus auf die Chose, die das gewohnte Bild bot: unter dem Nebel der Auspuffgase dröhnten die Kohorten der Autos die Fahrbahnen hinunter und wirbelten den geschweiften Widerschein ihrer Lichtsignale durch den blaugrauen Dämmer, die große Glasscheibe vibrierte, und die Motoren heulten, und die ungeheure Vielzahl dieser rasenden Vehikel setzte nach und nach einen gewaltigen: Donner ab in der Stadt, den schon niemand mehr hörte, und der jahrelang ununterbrochene Donner zertrümmerte langsam die Welt. Und wenn C. lange genug hinaussah, schien draußen alles stillzustehen, während der Innenraum des Cafes in mehr und mehr beschleunigten Schuhen nachtwärts davonflog ...)  - (ich)

 

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