auerregen Es regnete seit so vielen Tagen, daß diese, aus den verschiedenen Teilen des Landes hergeholt und wahllos aneinandergereiht, mühelos Jahre ergeben hätten. Niemand kann sich an einen Freitag erinnern, an dem es nicht geregnet hätte, und: ein Freitag ich ein Freitag du -wieviele mögen es wohl in einem Jahrhundert sein? Jedenfalls mißfällt mir der Regen nicht. Um den Regen herum hat sich ein Rechtsapparat gebildet, den als höchst trostreich anzusehen ich mir zur Gewohnheit gemacht habe.
Beispielsweise: Wenn es regnet, ist es nicht gestattet, einen Gefangenen
mehr als zwei Stunden lang zu foltern; - ist es nicht gestattet, eine Minoritätsvölkerschaft
auszurotten; - ist es nicht gestattet, an jene melancholischen Alten, die auf
den nebligen Parkwegen lagern, Feuer zu legen, auch dann nicht, wenn sie darum
bitten. - Giorgio Manganelli, Unschluß. Berlin 1978
Dauerregen (2) Wenn es Jahre hindurch
regnet, füllt sich der Spalt zwischen Fingern und Schenkeln mit einer dicken
Schimmelmasse, einer Art Leim, mit dem sich kleine Nattern fangen lassen, den
man aber auch essen kann, da er überaus süß ist, besonders als Aufstrich auf
den durchweichten Nägeln der Ertrunkenen. - Giorgio Manganelli, Unschluß. Berlin 1978
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