arauf
scheißen Finden die Ratten eine neue,
bisher unbekannte Nahrung, so entscheidet nach den Beobachtungen Steinigers
meist das erste Tier, das sie findet, ob die Großfamilie davon frißt oder nicht.
»Sind erst einige Tiere des Rudels am Köder gewesen, ohne ihn anzunehmen, so
geht gewiß kein Rudelangehöriger mehr heran. Besonders wenn die ersten den Giftköder
nicht annehmen, so verwittern sie ihn durch ihren Urin oder Kot. Auch wenn es
nach den örtlichen Verhältnissen äußerst unbequem gewesen sein muß, den Kot
obenaufzusetzen, findet man oft die Losung auf den so abgelehnten Giftködern.«
Was aber das Erstaunlichste ist: Das Wissen um die Gefährlichkeit eines bestimmten
Köders wird von Generation auf Generation weitergegeben und überlebt bei weitem
jene Individuen, die schlechte Erfahrungen mit ihm gemacht haben. Die Schwierigkeit,
den erfolgreichsten biologischen Gegenspieler des Menschen, die Wanderratte,
wirklich erfolgreich zu bekämpfen, liegt vor allem darin, daß die Ratte mit
grundsätzlich ähnlichen Mitteln arbeitet wie der Mensch, mit traditionsmäßiger
Überlieferung von Erfahrung und ihrer Verbreitung innerhalb einer eng zusammenhaltenden
Gemeinschaft. - Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse. Zur Naturgeschichte der Aggression. München
1974 (zuerst 1963)
|
||
|
||