Nicht, daß er das wirklich erwartet hätte. Es wäre nicht nur sinnlos, sondern auch schwierig, ja praktisch unmöglich zu bewerkstelligen gewesen. Aber schließlich mußte in irgendeiner sichtbaren Form auf den gekritzelten Zettel mit der Drohung, den jemand beim Polizeirevier abgegeben hatte, reagiert werden, und natürlich hatten sie ihn dazu losgeschickt. Es war eine zwar unbequeme, aber nicht besonders unheimliche Nacht geworden. In seinen braunen langen, dicken Wintermantel eingehüllt und auf dem harten Grabstein ausgestreckt, hatte Davies sich vorzustellen versucht, wie es hier wohl am Morgen des Jüngsten Tages zugehen würde. Er malte sich aus, wie sich die Grabsteine ächzend auftun würden, sah die Insassen herausklettern und sich die Augen reiben. Aber nichts war passiert, was ihn nicht sonderlich überraschte - er war wohl nicht dazu auserkoren, jemals bei einer großen Sache dabeizusein.
Als mit dem ersten Tageslicht die ohnehin geringe Aussicht auf Attentäter oder Gespenster endgültig dahinschwand, nickte er ein wenig ein und erwachte erst wieder, als der Friedhofsaufseher ihm kurz nach acht einen heimtückischen Stoß versetzte.
Davies öffnete blinzelnd die Augen. »Übernachten auf den Grabsteinen
ist verboten«, sagte der Mann. - Leslie Thomas, Dangerous Davies,
Der letzte Detektiv. Köln 1991 (DuMont's Kriminal-Bibliothek 1028, zuerst 1976)
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