ampfbad
Haben sie einen begraben, so reinigen sich die Skythen
auf folgende Art: Ihren Kopf reiben sie ein und waschen dann ihre Haare, mit
ihrem Körper aber machen sie folgendes: Sie stellen drei Stangen auf, gegeneinander
gelehn t, um die spannen sie Filzdecken aus Wolle, und nachdem sie die sorgfältig
abgedichtet haben, werfen sie im Feuer erhitzte Steine in eine Wanne, die unter
den Stangen und Filzdecken in der Mitte steht. Es wächst bei ihnen im Lande
nun auch Hanf, der ist dem Flachs sehr ähnlich,
bis auf die Dicke und Große; darin übertrifft ihn der Hanf bei weitem. Der wächst
wild oder wird angebaut, und aus ihm machen die Thraker auch Stoff für Kleider,
der ganz ähnlich ist wie Leinen, und wer sich da nicht gut auskennt, kann nicht
unterscheiden, ob etwas aus Leinen ist oder Hanf, und hat er den Hanf noch nie
gesehen, wird er meinen, das Stück sei Leinen. Von diesem Hanf also nehmen die
Skythen den Samen, schlüpfen unter den Filz und werfen dann den Samen auf die
glühend heißen Steine. Der Samen qualmt auf den Steinen und verbreitet einen
solchen Dampf, daß kein hellenisches Schwitzbad dagegen aufkommt. Den Skythen
aber wird's richtig wohlig in dem Dampfbad, und sie heulen. Das steht bei ihnen
für das Bad; denn mit Wasser waschen sie ihren Körper überhaupt nicht.
-
(hero)
Dampfbad (2) Er lacht nur, prustend hingegeben an die Wärme, die Fröhlichkeit, die Geräusche rundum - anonymes Picken, Dösen und Behagen. Jetzt hat er eine fette rote Nudel stehen und zwängt sie ohne viel Getue in das ernste Mädchen hinein, das halb verborgen ist in seiner Wolke aus nasser schwarzer spanischer Spitze und seine Augen überall hat, nur nicht in seinen, den Blick in den inneren Nebel gewandt, auf Träume von daheim.
Tja, das geht schon in Ordnung so. Schließlich fickt er ja nicht ihre Augen, oder? Er hat es sowieso lieber, wenn er ihr nicht ins Gesicht sehen muß, alles, was er braucht, ist braune Haut, ein geschlossener Mund, diese süße, niggerhafte Unterwerfung. Sie wird alles tun, was er verlangt, yeah, er kann ihr den Kopf untertauchen, bis sie ersäuft, er kann ihr die Hand umbiegen, yeah, alle Finger brechen wie letzte Woche dieser Fotze in Frankfurt. Sie mit der Pistole schlagen, beißen, bis Blut kommt... Visionen schwärmen los, gewalttätig und weniger erotisch, als man meinen möchte - sie handeln mehr von Stoß, Einschlag, Durchdringung und anderen militärischen Werten dieser Art. Was nicht heißen soll, daß er sich nicht genauso unschuldig vergnügt wie du und ich. Oder daß Manuela nicht auch, auf eine beiläufige, gymnastische Weise, Gefallen findet an diesem Auf und Ab auf Majors Marvys hartem rotem Schaft, selbst wenn ihr Geist mit tausend anderen Dingen beschäftigt ist, mit einem Kleid von Sandra, das sie gerne auch besäße, mit Versen aus verschiedenen Liedern, einem Pickel unter ihrem linken Schulterblatt, einem großgewachsenen englischen Soldaten, den sie gesehen hat, als sie zur Zeit des Abendessens durch die Bar ging, den braunen Unterarm, die Ärmel bis zum Ellenbogen hochgekrempelt, auf die verzinkte Tischplatte gestützt...
Stimmen im Dampf. Alarmrufe, trappelnde Füße in Badeschlappen, vorüberhuschende Silhouetten, eine graue, wolkige Evakuierung. «Was zum Teufel -» Major Marvy ist gerade dabei, abzuschießen, erhebt sich irritiert auf die Ellenbogen, blinzelt in verschiedene Richtungen, sein Ständer fällt zusammen.
«Razzia!» Eine Stimme eilt vorüber. «MPs», bibbert ein anderer.
«Gaaahh!» kreischt Major Marvy, der sich soeben der Anwet senheit von zweieinhalb
Unzen Kokain in seinen Uniformtaschen entsinnt. - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
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