Damenstiefel

 Damenstiefel (2)

- Rudolf Schlichter

 Damenstiefel (3)  Nachdem der Modellschuster sie bei dem Festessen eine Stunde lang angeschaut hatte, verliebte er sich in sie und erklärte sich ihr sofort. Die Rennfahrerin konnte diese Erklärung nicht annehmen, denn sie war mit dem Ziselierer glücklich verheiratet und wies daher den Schuster auf grobe Weise ab.

Am nächsten Tag ließ ihr dieser ein von ihm kreiertes und eigenhändig zugeschnittenes Paar Damenschuhe bringen, aber sie schickte es ihm mit folgender Botschaft wieder zurück: »Mich interessieren nur Fahrräder.«

Weil die Rennfahrerin durch den mörderischen Giro d'Italia internationalen Ruhm erworben hatte, rief man sie nach Paris. Hier war sie eine Zeitlang, stets im Wettstreit mit den männlichen Kollegen, auf den Radrennbahnen zu sehen, und hierher kehrte sie auch zurück, als ihr Ehemann gestorben war.

Der Modellschuster, der zur selben Zeit bei einer internationalen Ausstellung von Damenschuhen in Paris eine Auszeichnung bekommen hatte, begab sich eilends in die französische Hauptstadt, um der Rennfahrerin einen Heiratsantrag zu machen. Nach vielen vergeblichen Versuchen, mit ihr in Verbindung zu treten, schrieb er ihr einen Brief und schickte ihr als Geschenk die von ihm kreierten Stiefelchen, für die er die begehrte Auszeichnung bei der Pariser Ausstellung bekommen hatte.

Am Abend schloß er sich in sein Hotelzimmer ein und wartete auf Antwort. Die Antwort kam sofort in Gestalt des einen Stiefelchens, das man ihm zurückerstattete (wo das andere verblieben ist, weiß man nicht), und mit der gewohnten Botschaft: »Mich interessieren nur Fahrräder.«

An jenem Abend packte den Modellschuster, als er allein in seinem Hotelzimmer saß, die Verzweiflung; da kochte er das Lackstiefelchen, das man ihm zurückerstattet hatte, und verzehrte es Stück für Stück.   - (gcel)

Damenstiefel (4)  

 - Bernard Montorgueil

Damenstiefel (5)  

 

Stiefel

 

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