amen-Dada
Man spielt Schönberg, wo man beim Geschnarr des Broadway-Glide die
Treppen hätte hinuntersausen müssen, man läßt sich unter der
Direktive eines Herrn Laban die gutbestrumpften Beine gelangweilter
Bürgerinnen in einer Art Rokoko-Neger-Rhythmus vorführen, während
man die Dickwänste in die krachenden Stuhlreihen hätte werfen
müssen. Immer die Lassos um die Schweinsköpfe schwirren und
die Revolver knallen lassen. Ich vermisse den Geruch der Pampas
und den langhallenden Schrei der Bremsen in der New Yorker
Metropolitan. Ich vermisse die Phosphordämpfe, die aus den
Gehirnen der Kommis steigen, wenn sie die 142. Treppe in dem
Singer-Wolkenkratzer erklommen haben und von der Angst sehe ich
nichts, die die vergilbten Schenkel der Rentiersgattinnen
zusammenzucken läßt, wenn das Geräusch der aufgefahrenen
Maschinengewehre die Fenster durchklirrt. Ein Geruch von Louis
quatorze liegt für meine Nase über den Räumen der Galerie Dada;
ich sehe Herrn Tzara, wie er in Escarpins mit etwas geneigtem Kopf
vor den Teetassen der älteren Damen herumschwirrt, die sich - ach,
wie entzückend - für die junge Kunst interessieren. - Richard Huelsenbeck / Tristan
Tzara: Dada siegt! Hamburg (zuerst 1922)
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