Dada-Reklame  Wir begannen einen Sketch von Huelsenbeck, benannt „Reklame-Büro Dada-Bumbum". Nach ein paar Sätzen verlangte der „Chef" einen bestimmten Leitzordner. Diesen Chef mit zwei Telefonapparaten auf dem Schreibtisch spielte Huelsenbeck, den „Bürodiener" Erwin Piscator. Er holte eine Leiter, stieg hinauf, blieb aber oben vor den Regalen mit der Registratur sitzen und rief: „Hör doch auf mit diesem Blödsinn, Richard." Der Chef verstand natürlich nicht, was dem Diener da einfiel. „Na, wird's bald? Ich brauche die Akten", schnarrte er. Darauf Piscator: „Du scheinst dir einzubilden, es wird noch weitergespielt. Irrtum." Grosz trat ins Büro. „Erwin hat recht", sagte er zu Huelsenbeck, „was du da zusammengeschrieben hast ... einfach langweilig." Das Publikum war nicht sicher, ob das zum Stück gehörte. Aber nun kamen wir alle nach vorn: „Jawohl, Erwin hat vollkommen recht. Der Dadaismus ist doch nicht dazu da, um für deine Schnapsidee, du könntest mit ihm Reklame machen, Reklame zu machen. Das ist doch eine Zumutung!" Das Publikum schwieg. Huelsenbeck wurde puterrot. Wir gingen mit ihm ins Künstlerzimmer. Dort stimmte er uns um: das könnten wir ihm doch nicht antun, so eine Blamage.

Nach einer Weile kamen beide wieder heraus und begannen noch einmal. Diesmal brachte der Diener seinem Chef den Leitzordner. Und nun klatschten diejenigen, die das Ganze gleich für eine abgekartete Sache gehalten hatten, unter Hallo und Gelächter. Wir, noch im Hinterzimmer, ärgerten uns aber, daß wir uns hatten breitschlagen lassen. Als wir nach ein paar Minuten wieder auf die Bühne kamen, begriff der „Diener" uns sofort, trat an die Rampe und erklärte: „Wir haben nur ein bißchen weitergespielt, damit Sie sich selbst überzeugen: so was kann man nicht aufführen."  - Wieland Herzfelde, Sinn und Form 6/1971, nach: Der Malik-Verlag 1916-1947. Hg. Jo Hauberg u.a. Kiel 1986

 

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