ousin   Als sie vor einem Bohnenbeet vorbeikam, hörte sie ein ersticktes Lachen und sah ihren Vetter Frédéric, der auf einem Haufen dürren Grases saß und Marguerite Maloret umhalst hielt.

«Nett ist er, dein kleiner Vetter», sagte Sephs Tochter, «er hat eine weiche Haut

Mit zornblitzenden Augen und purpurroten Wangen starrte Juliette auf das spöttisch lachende Pärchen nieder. Sie gab Marguerite keine Antwort, sondern packte Frédéric am Arm, riß ihn hoch, bis er auf den Füßen stand, und klebte ihm zwei schallende Ohrfeigen. Dann stieß sie ihn vor sich her. Frédéric wehrte sich, strampelte und wollte sich losmachen. Da umschlang sie ihn mit aller Kraft und biß ihn, nicht ganz ohne Genuß, in das zarte Nackenfleisch,

«Ich kann machen, denk' ich, was ich will», begehrte Frédéric auf. «Erstens gefällt sie mir besser als du.»

«Eine Schnepfe ist sie», zischte Juliette, «das soll sie mir büßen!»

«Sie hat größere Brüste als du.»

«Willst du vielleicht noch ein paar Maulschellen? Dann sag's nur!»

«Und dann wollte sie auch nichts lieber...»  - Marcel Aymé, Die grüne Stute. Reinbek bei Hamburg 1964 (rororo 402, zuerst 1932)

Cousin (2)  Eifrig war er bemüht, etwas aus seiner Lethargie zu wecken, was nicht von selbst dazu bereitwillig schien, und ich sah es endlich in seiner Hand eine andere Gestalt annehmen. So wenig mein unreifer Körper eines Vergleiches mit meiner Mutter würdig war, so wenig war es der meines Cousins mit meinem Vater. Wiederholt benetzte er das Wachsende und Schwellende mit Speichel, wobei seine matten Augen nach und nach einen merkwürdigen Glanz annahmen, dann sah ich ihn in Zuckungen geraten, mit den Lippen beben und endlich einen Strahl weißen Schaumes aus jenem rätselhaften Teile hervorspritzen, der anfangs weitab auf den Boden fiel, dann aber träge aus einer kleinen Öffnung nachquoll und den Schaft hinab auf die Hand lief, welche aufgehört hatte sich zu bewegen und matt daneben niedergesunken war. Obgleich ich durch dieses sonderbare Schauspiel über vieles aufgeklärt worden war, - namentlich reimte ich nun alles zusammen, was meine Eltern von jenem Erguß gesprochen hatten und was Marguerite sich gestern Abend künstlich durch Milch ersetzt hatte, - so war mir doch das, was ich hatte sehen müssen, unbeschreiblich widerwärtig, - nicht während seines Verlaufs, denn da war Neugier und erwachende Sinnlichkeit mit im Spiele gewesen; aber jetzt, wo ich diese vollkommene Schlaffheit und Entkräftung eines noch so jungen Mannes sah, wo ich Zeuge sein mußte, daß er die Spuren seiner heimlichen Sünde abwischte und wo er dabei so stier und gläsern aus den Augen blickte. Mein Vater und meine Mutter waren schön geworden, als sie riefen: Es kommt! Ich spritze! mein Cousin aber häßlich, fahl und zerknickt.  - Aus den Memoiren einer Sängerin. München 1970 (zuerst 1861)

Cousin (3)

Kleiner Cousin (mit Cousine)

- Félicien Rops

Cousin (4) In der Nacht begab sich der Mond zur Erde und betrat die Hütte von Ohne-Zunge. »Die Sonne, deren Sohn du bist, sinnt auf Rache. Dein Vater ist schwer beleidigt. Einer seiner Söhne soll dich umbringen, aber wenn du meinen Rat befolgst, wird alles sich zum Guten wenden. Niemand kann dich töten, solange du ihm nicht Gelegenheit dazu gibst. In Vler Tagen wirst du mit den Kriegern eines feindlichen Stammes zusammentreffen. Gib keinem von ihnen die Hand. Wenn einer sich anbieten sollte, dir die Hand zu reichen, erschlage ihn. Gib ihm die Linke und erschlage ihn mit der Rechten, dann trenn den Kopf vom Rumpfe und verstecke ihn unter einem schweren Stein, wohin die Sonne nicht gelangen kann.

Dann kann der Mann Sonne den Toten nicht wieder zum Leben erwecken, denn ohne Kopf kann keiner leben.«

Ohne-Zunge versprach, die Warnung zu beachten, denn er wußte, daß sein Leben davon abhängen würde. Bevor der Mond sich zum Gehen wandte, sagte er noch: »Der Name des Kriegers, der dich töten soll, ist Kleine Sonne. Da ihr beide Söhne der Sonne seid, ist er gewissermaßen dein Bruder; aber da ihr verschiedene Mütter und Väter habt, seid ihr vielleicht Vettern. Auf jeden Fall ist einer von euch in vier Tagen tot.«  - Nordamerikanische Indianermärchen. Hg. Gustav A. Konitzky. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)

Cousin (5) Der Cousin Adolphe hat keine Augen: seine geschwollenen und vorgewölbten Lider öffnen sich gerade ein bißchen über etwas Weißem. Er lächelt verschlafen; ab und zu schnaubt oder kläfft er und schlägt schwach um sich wie ein Hund, der träumt.

Sein Hemd aus blauer Baumwolle hebt sich fröhlich von einer schokoladenfarbenen Wand ab. Auch das verursacht den Ekel. Oder vielmehr: das ist der Ekel. Der Ekel ist nicht in mir: ich spüre ihn dahinten auf der Wand, auf den Hosenträgern, überall um mich herum. Er ist eins mit dem Café, und ich bin in ihm. - Jean-Paul Sartre, Der Ekel. Reinbek bei Hamburg 2004 (zuerst 1938)

 

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