ocktail    Ichbrenneimmund  (Polygetränk des Futuristen Ingenieur Barosi)

Unten im Glas: Whisky mit Maraschino-Kirschen, die vorher in Cayenne-Pfeffer gelegt wurden.

Darüber: Schlagsahne oder Honig (Dicke 1 cm) als undurchdringliche Trennschicht.

Über dem Honig: Schnaps, Wermut und Strega-Likör.

  - (mar)

Cocktail ⁽²⁾  Christie studierte, wie man einen Molotow-Cocktail oder eine Benzinbombe herstellte.

Man brauchte dafür nur ganz einfache und leicht zu beschaffende Dinge: Das war das Schöne daran.

Einen Behälter; einen stramm zu einem Strang zusammengedrehten Lappen; etwas Benzin; und ein wenig Paraffin.

Der Behälter musste beim Aufprall zerspringen, darum eigneten sich Glas oder Keramik am besten. Glasflaschen gibt es millionenfach, und deshalb werden sie von der Cocktail-Clique natürlich favorisiert. Man denkt zuerst an eine Milchflasche: aber die Milchflasche ist in der Regel eine dickwandige, schwere Flasche. Jeder wird schon seine Erfahrungen mit fallen gelassenen Milchflaschen gemacht haben, die unbeschädigt vom Boden zurückprallen. Für die Zwecke der Staatsverdrossenen muss die Flasche leicht zerspringen. Nein, die für ihre Zwecke beste Flasche auf dem Markt haben die Hersteller alkoholfreier Getränke zur Verfügung gestellt: ein Viertelliter Fassungsvermögen, Schraubverschluss aus dünnem Leichtmetall, Glaswandung in absoluter Minimalstärke, der Umfang mit der Hand so bequem zu umgreifen, dass ein zielgenauer Wurf relativ einfach wird, und als Einwegflasche so leicht verfügbar, dass es einen zu der ironischen Bemerkung provoziert, dass die Kräfte des Konservatismus unwissentlich genau die Instrumente, die ihnen Verdruss bereiten, selber zur Verfügung stellen.

Und jetzt die Methode. Zuallererst spülte man den Bodensatz (Tonic, Bitter Lemon oder was auch immer) aus der Flasche und ließ sie mit dem Hals nach unten trocknen. Während des Trocknens ritzte man mit einem Glasschneider mindestens vier senkrechte Rillen in die dünne Wandung (um möglichst sicherzustellen, dass die Flasche beim Aufprall auch wirklich zerspringt). Dann machte man mit einem scharfen Messer zwei kreuzförmige Schnitte in den Verschluss und bog die vier auf diese Weise entstandenen scheußlichen Spitzen nach unten, um so eine Öffnung zu schaffen. Durch dieses Loch zwängte man den stramm zusammengedrehten Lappen, der so dick war, dass ihn die vier Stachel aufspießten; diese vier Widerhaken ließen sich nötigenfalls zurückbiegen, um den Lappen ganz sicher zu verankern. Dann füllte man Benzin in die Flasche, tränkte den Lappen mit Paraffin und drehte dann den Verschluss fest zu.

Der Molotow-Cocktail war jetzt wurfbereit, man musste nur noch das überstehende Ende des Lappens anzünden.

Wurde es für wünschenswert gehalten, gleich eine ganze Batterie Bomben im Voraus zu präparieren, so musste man nur mit dem Einfüllen des Benzins und dem Tränken des Lappens mit Paraffin bis unmittelbar vor dem geplanten Einsatz der Bomben warten. Milchkästen taugen durchaus zur Unterbringung größerer Stückzahlen; weniger geeignet sind die Pappkartons, in denen die Flaschen mit alkoholfreien Getränken ausgeliefert werden. Mit einem Dreierteam lässt sich mühelos folgender Drill einüben: Einer füllt die Flaschen mit Benzin; der Zweite taucht die Lappen in das Paraffin und schraubt die Verschlüsse fest; und der Dritte zündet an und wirft. - B. S. Johnson, Christie Malrys doppelte Buchführung. Berlin 2002 (zuerst 1973)

Cocktail ⁽³⁾  

Ein Dutzend Cocktails bitte Kein Jungfernlolly für mich — »Ja — wir haben Keine Bananen« mein Mund ist lüstern — Ich esse sie immer — — — — — Sie haben prima Zelluloidschläuche — alle Größen — Diabolisch gefärbt wie der Hintern eines Pavians. Ein Mann ist eine — — — Witzfigur! Ein Irrlicht! Was zum Teufel Ist denn mit dem modernen amerikanischen Heimkomfort los ? Dein Arsch Ist nicht einmal gut genug für einen gepflegten Emporkömmling. Da ist der Vibrator — — — Keusches Backfischspielzeug ! Als vollmündige Wahlberechtigte Bürgerin — verlange ich Meinen vollen Anteil am Dach von Eden — Am Hexensabbat unseres Babylonischen Obelisken. Wozu bitteschön ist denn das Radio da ? »Evas Pfeil piekst das kleine Bübchen auf dem Drahtzaun« »Ein Apfel pro Tag — — — « Es kommt. Ha ! Wann ? Ich bin kein zungenschluckender Yogi. Fortschritt ist verschlingend. Aber nicht mich! Schubse ihn — Stoße ihn —     . Stubse ihn — Trete ihn —     .       .     . Sende — — — — Das ist die zündende Idee! S.O.S. Mangelan — — — Was? Wie sollen wir dies einem Emporkömmling Verständlich beibringen? Psh ! Jeder Tuntendichter hat genug frostige Chemikalien in seiner Freudschen Truhe Um alle Geilheit auszulöschen. Wir werden uns einen anheuern. Zur Hölle ! Nur das nicht! Das ist das Problem ! LAUT-geiles — Dummchen Oh-ja! Es gibt sie in Frankreich — Afrika — sie sind der Äther — Die Telegrafenmasten — — — — — — — Lasst sie Wellen senden — wie Bonbons zum Valentinstag »Sag es mit« — — — Blitzen. Donner! Serpentinenartige Luftströmungen — — — — Hhhhhhhhhphssssssssssss! Schon das Wort dringt in mich ein! Mir wird ganz schwindlig. Das gefällt mir. Ich bin nicht scharf Auf Billy Boys — sondern erlaube mir Zutiefst geschockt zu sein. So sind wir — du aber füllst das Loch. Liebster — ich bin nicht queer — Ich nehm ihn pur — — Ein Dutzend Cocktails — bitte!

- Mein Mund ist lüstern - I got lusting palate. Dada-Verse von Elsa von Freytag-Loringhoven. Hg. und Übs. Irene Gammel. Berlin 2005

Cocktail ⁽⁴⁾   Nike verlangte einen außerordentlichen Geliebten: ein Phänomen von einem Liebhaber, einen Tunichtgut, ein Ausstellungsexemplar, einen Skandalhelden, einen Liebhaber, der sich vor dem Schwurgericht verantworten muß. Sie besaß das Temperament der katastrophalen Frauen; sie wußte, daß sie in sich die Seele und die Sensibilität der verschiedensten Frauen vereinigte: der Heldin und der Rachegöttin; der Erregerin von Begierden und der keuschen Schwester; Medusa und Samariterin; Ehebrecherin und Unnahbare; die Schamhaft-Unreine, die Leidenschaftliche, die Kühle, die Unversöhnliche, die Unersättliche, die Unvergeßliche.

Sie war wie ein Cocktail von Fraueneigenschaften.  - Pitigrilli, Der falsche Weg. Reinbek bei Hamburg 1988 

Cocktail ⁽⁵⁾

 - Carlos Cartagena