hristenhunde
Als sie etwa zwei Parasangen zurückgelegt hatten, kamen sie in eine
Schlucht zwischen zwei Bergen, und siehe, da erhob sich vor ihnen eine Wolke
von Sand und Staub. Nun hielten sie ihre Renner eine Weile an, bis die Wolke
zerstob; da traten hundert Reiter aus ihr heraus, die sahen wie grimme Löwen
aus, mit eisernen Panzern gerüstet zum Strauß. Sobald sie an Scharkän und seine
Leute herangekommen waren, riefen sie: ,Bei Johannes und Maria, wir haben erreicht,
was wir wünschten! Wir sind euch in Eilmärschen gefolgt, Tag und Nacht, bis
wir euch an dieser Stelle überholt haben. Nun steigt ab, liefert uns eure Waffen
aus und gebt euch selbst gefangen, auf daß wir euch das Leben schenken!' Als
Scharkân das hörte, da traten ihm die Augen aus dem Schädel, und seine Wangen
wurden rot, und er rief: ,Was, ihr Christenhunde, ihr wagt es, in unser Land
zu kommen und unseren Boden zu betreten? Und genügt euch das noch nicht, so
daß ihr auch noch euer Leben aufs Spiel setzet und uns so anzureden euch erkühnt;
Denkt ihr, ihr werdet unserer Hand entrinnenundje ineureHeimatzurück-kehren;'
Dann rief er seinen hundert Reitern zu: ,Auf diese Hunde! Denn sie sind euch
gleich an Zahl!' Und darauf zog er sein Schwert und stürzte sich mit den Seinen
auf sie, doch die Franken traten ihnen entgegen mit Herzen, fester als Felsen:
nun traf Mann auf Mann, und Ritter stürmte auf Ritter heran; es entbrannte ein
heftiger Strauß, voll Ungestüm zog einer gegen den andern hinaus; damehrte sich
Schrecken und Graus, und mit vielem Gerede war es aus; sie fochten und stritten
ohne Aufenthalt, sie kreuzten die Klingen mit voller Gewalt, bis der Tag entschwand
und die Nacht kam. in des Dunkels Gewand. Da zogen sie sich voneinander zurück,
und Scharkân sammelte seine Leute und fand, daß keiner verwundet war außer nur
vieren, und auch die hatten nur leichte Wunden davongetragen. Nun sprach er
zu ihnen: ,Bei Allah, mein Leben lang watete ich in des Kampfes tosendem Meer,
und ich kämpfte mit manchem tapferen Mann: doch nie fand ich einen standhafter
im Kampfund in der Männerschlacht als jene Helden in ihrer Macht.' 'Wisse,'
sagten sie, 'o Prinz, unter ihnen ist ein fränkischer Ritter, der ist ihr Führer,
ein tapferer Held, dessen Speere durchdringen. Doch bei Allah, er schont
uns allesamt, groß und klein; denn wer in den Weg kommt, den läßt er gehn und
bekämpft ihn nicht. Bei Allah, hatte er es gewollt, er hätte uns alle erschlagen.'
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