hiromantie  Auch die Handlesekunst verfügt über Merksätze, um Melancholie vorherzusagen. Wir führen sie hier in der Formulierung Taisniers an, der in seinem Buch die Summe aus Joh. de Indagine, Tricassus und Corvinus gezogen hat: Wenn die Saturnlinie von der Rascetta über die Hand bis zum Saturnberg läuft und dort von gewissen kleinen Linien geschnitten wird, deutet das auf Melancholie. Das gleiche gilt, wenn sich die Lebenslinie und die Naturlinie in spitzem Winkel schneiden oder die Saturnlinie mit Leber- und Naturlinie ein grobes Dreieck bildet. Gemeinhin folgern alle, daß Menschen mit einem von einem feinen Liniennetz durchzogenen Saturnberg häufig schwermütig, elend, unruhig, von Sorgen und Kummer geplagt sind; sie werden ständig von angstvollen und bitteren Gedanken heimgesucht, von Gram, Befürchtungen und Argwohn niedergedrückt. Ihr Vergnügen dagegen finden sie im Ackerbau und an Gebäuden, Tümpeln, Sümpfen, Quellen, Wäldern, Wegen usw. - (bur)

Chiromantie (2)

 Handlesekunst

Die Meister dieser Kunst teilen die Hand in unterschiedliche Zonen auf. Eine nennen sie >Raszette<, die zweite mensa, den »Tisch«, die dritte das »Bett« die vierte den »Hügel« oder das »Haupt«. Sodann benennen sie die verschiedenen Linien in der Handfläche. Eine heißt die »Lebenslinie, die zweite die »Linie des Tisches«, die dritte die »Linie des Bettes«. Darüber hinaus bezeichnen sie als verschiedene »Hügel» was wir Ballen nennen. Und jede Linie in einem Ballen soll etwas bedeuten. Das ist alles Unfug, denn die Linien bedeuten nichts, was schädlich oder gut sein könnte.

Die Meister sagen, wer einen großen »Tisch« habe, der werde Reichtum erlangen, und wer eine lange Tischlinie habe, der äße gerne. Wer Linien in seinem »Bett« habe, der werde so viele Frauen haben, wie es Linien sind. Und so viele Linien sich auf dem Ballen befinden, der dem kleinen Finger vorgelagert ist, so viele Kinder werde er haben. Die armen Meister dieser Kunst behaupten auch, wer am Haupt-Ballen ein Kreuz habe, der werde ein hohes Amt erreichen. Davon wird vieles geredet, aber in Wahrheit besitzt diese Kunst weder eine Grundlage noch Wahrhaftigkeit. Darum, Fürstliche Gnaden, sollt Ihr nicht an sie glauben. Und des weiteren nehmt zur Kenntnis, Euer Gnaden, daß die Meister der Kunst - vornehmlich aber die Meisterinnen, denn mehr Frauen üben sich darin als Männer -behaupten, jede einzelne noch so kleine Erhebung in der Hand und an den Fingern, ja selbst innerhalb jedes einzelnen dieser Hügel und Berge, habe ihr eigenes Zeichen und eine entsprechende Bedeutung. Sie sagen ebenfalls, daß ein Punkt dem anderen Stärke und Kraft entziehe. Natürlich ist das Aberglaube, denn die Punkte und Linien entstehen, weil sich die Haut in Falten legt oder geschürft wird, und sie bedeuten nichts Gutes oder Schlechtes. Das sollt Ihr glauben und nichts anderes. Glaubt Ihr es dennoch, so begeht Ihr in jedem Fall eine Todsünde, weil Ihr Euch unchristlicher Dinge befleißigt.  - (hart)

Chiromantie (3) Nachdem der handleser Runtelzirg von einem abendlich illuminierten strassenbahnzug zu tode gerädert worden war, bildete sich auf der ungewischten marmortheke seines stammcafés eine anzahl von klebrigen ringen, wie sie etwa gläser mit süsslichen schnäpsen hinterlassen. Das servierfräulein, welches mit dem handballen darüber hinweggewischt hatte, muss seither das bett hüten, da sich an ihrem unterarm, vom ellenbogen abwärts, ein übler petersiliengrüner aussatz entwickelt. - H.C. Artmann, Das im Walde verlorene Totem. Salzburg 1970

Chiromantie (4)
Wahrsagung Hand
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