hauffeur
1910 zog es Bonnot kurzzeitig
nach London, wo er als Chauffeur für den Kriminalschriftsteller Sir Arthur Conan
Doyle, Erfinder des genialen Privatdetektivs Sherlock
Holmes, gearbeitet haben soll. Vielleicht kam ihm dort die Idee zu motorisierten
Verbrechen - jedenfalls beging er im November 1911, nach seiner Rückkehr aus
England, in einem Automobil seinen ersten Mord: Weil die Polizei ihm auf die
Pelle rückte, setzte sich Bonnot im geklauten Kraftwagen mit fünf Brownings
im Gepäck nach Paris ab - und erschoss unterwegs kurzerhand seinen Assistenten
Platano, der eine Erbschaft von 40.000 Francs bei sich hatte.
Bonnot behauptete später, Platano habe sich versehentlich selbst
mit der Schusswaffe verletzt, er habe ihn nur von seinem Leiden erlöst. -
Hans
Michael Kloth
Chauffeur (2) Der Chauffeur, ein gebürtiger Argentinier mit einer tiefen, rauhen Stimme, meinte: ›Ich an Ihrer Stelle, Herr, würde sie lassen, auch wenn sie sich im Wald verirrt; aber machen Sie sich keine Sorgen: morgen, nein spätestens heute abend finden Sie sie wieder. Das garantiere ich Ihnen. Sie haben sich nichts vorzuwerfen. Ich habe Sie im Rückspiegel beobachtet und kann bezeugen, daß Ihre Annäherung korrekt war.‹
Nach einigem Nachdenken gelang es Urbina zu antworten: ›Für mich ist sie verrückt.‹
›Sie ist eine Frau - das ist dasselbe‹, sagte der Chauffeur
nachsichtig. ›Man lebt mit ihnen, man nimmt sie ernst, man holt in allem ihren
Rat ein, und dann wundert man sich, daß die Welt verkehrt geht. Glauben Sie
nicht, Senor, daß der fortgeschrittenste Mensch der Neger mit der Polygamie
ist, der am Morgen die Weiber in einem Zimmer einschließt und anstatt zur Arbeit
zu gehen wie Sie und ich auf die Jagd nach Tigern und Elefanten auszieht ?‹
- Adolfo Bioy Casares,
Die fremde Dienerin. Frankfurt am Main 1983
Chauffeur (3) Lerry war auch Edmunds Chauffeur. Aber meistens war er nicht da, wenn Edmund das Auto gebraucht hätte. Es war das Auto, das Edmund seiner Frau gekauft hatte, einem virilen Mädchen, mit dem er ein Jahr und zwei Monate verheiratet gewesen war. Sie hatte auch Hämorrhoiden, sagte er danach.
Edmund selbst wollte nichts mit Autos zu tun haben. Er saß immer im Fond,
hielt seinen Schirm zwischen den Knien und schaute stolz und glücklich in Lerrys
braunen Nacken, der von ganz hellblonden Haaren überwuchert war. Mir war es
unbegreiflich, daß Edmund immer in einem geradezu demütigen Ton mit Lerry sprach.
Nur wenn er sehr unter seinen Hämorrhoiden zu leiden hatte, gelang es ihm manchmal
nicht, sein überlanges schmales Gesicht ganz von Verdrießlichkeit freizuhalten.
Lerry hatte uns erzählt, daß Edmund in den schlimmsten Tagen seines chronischen
Leidens richtige Monatsbinden trage. Ob das nun wirklich notwendig war, oder
ob die beiden die Binden als ein reizvolles Requisit benutzten, weiß ich nicht.
- Martin Walser, Halbzeit. München 1971 (zuerst
1960)
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