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Noch heute ist das klassische Gaunerstück der englischen Handelspolitik
berühmt für die kalte Klarheit, mit der es in Szene gesetzt wurde: Nimm Opium
aus Indien, führe es in China ein - Hallo, Fong, darf ich dir Opium vorstellen,
Opium, das ist Fong - ah, so, ich essen! - Neinneinnein, Fong, du rauchen,
paffpaff, rauchen, verstehn? Und hübsch bald kommt Fong zurück und will mehr
und noch mehr, und schon hast du eine unelastische Nachfrage nach dem Stoff
erzeugt, bringst China dazu, ihn zu verbieten, und hängst dem Land im Handumdrehn
zwei, drei mörderische Kriege an, um das Recht deiner Kaufleute, ein heiliges
Recht mittlerweile, auf den Handel mit Opium zu verteidigen. Du gewinnst, China
verliert. Phantastisch. Zu Chu Piang, der ein Denkmal ist für all das, kommen
heute ganze Touristenkarawanen, um ihn zu besichtigen, wenn er Unter Dem Einfluß
steht... «Und hier, meine Damen und Herren, wie Sie vielleicht selber sehen,
die charakteristische, stumpfgraue Färbung der Haut.» Sie stehen vor ihm und
glotzen in sein traumüberflutetes Gesicht, aufmerksame Männer mit Backenbärten
und perlgrauen Vormittagshüten in den Händen, Frauen, die ängstlich ihre Rocksäume
vom Boden heben, wo gräßliches asiatisches Gewürm mikroskopisch über die alten
Bretter wimmelt, während der Reiseleiter die Punkte von besonderer Sehenswürdigkeit
mit einem metallenen Zeigestab andeutet, einem
bemerkenswert schlanken Instrument, dünner sogar als ein Rapier, das oft schneller
durch die Luft blitzt, als die Augen zu folgen vermögen. - Thomas Pynchon, Die Enden der Parabel. Reinbek bei
Hamburg 1981
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