almuke
Nachstehendes Profil eines jungen Calmuken - Die miß-proportionirte Breite des
obern Schädels; das einwärts sich Senkende unter dem Haarzopf; die Höhe der
schwachen Augenbraune über dem Auge - die beynahe, besonders in der Natur und
von vornen, gänzliche Unsichtbarkeit des obern Augenlieds; die Nähe des Auges
am Umrisse der Nasenwurzel; die Kleinheit und das
Aufwärts gehende der Nase; und die Länge der Oberlippe
- verglichen mit dem Untertheile der Nase, und besonders das beynah ungeheuer
große Ohr sind alles charakteristische Züge seiner Nation. Sonst ist dieser
Junge voll Bonhomie, Fertigkeit, Lebhaftigkeit und trug- und bosheitsloser Wildheit.
-
Der Calmuke ist ein sonderbares Gemisch der feinsten Fähigkeiten,und
der untersten Thierheit.
Sein Auge verkündigt mit seinem Feuer und
Mobilität die reizbarste Seele. Er thut im Kriege Wunder persönlicher
Tapferkeit, und ist wieder höchst frey. - Kurz es ist keine
Stätigkeit in seinen Charakter zu bringen. Er begreift höchst leicht,
und ist zugleich spekulativ - hängt gern wie alle Mongolen an
metaphysischen Ideen der Cosmogonie - Uebrigens gleicht er im niedrigen
Moralischen dem Mohren, ist geil,
diebisch, rachgierig,
Lügner und Schmeichler. Aus einem
Manuscripte. -
(lav)
Calmuke (2) Die Kalmücken lieben den Tabak so leidenschaftlich, daß durchgängig Alles, Männer und Weiber, Fürsten und Fürstinnen, Mädchen und Knaben, selbst wohl sechsjährige Kinder rauchen.
Ja, wenn der Kalmück des Nachts aufwacht, läßt er sich eine Pfeife stopfen, oder stopft sie selbst, wenn er keinen Bedienten hat, scharret in den Mistkohlen (denn ihr Feuermaterial besteht in Pferde- und Kameelmist), die gewöhnlich in der Mitte der Hütte sind, und sucht Feuer, zündet seine Pfeife an, legt sich rauchend wieder auf sein Lumpenlager und schläft rauchend wieder ein.
Am Morgen, ehe es noch ans Aufstehen und Anziehen geht, hat der Kalmück
gewöhnlich schon die erste Pfeife ausgeraucht, und die zweite vor dem
Theetrinken. Die Pfeifen selbst werden selten ausgeklopft und gereinigt;
denn man legt über den Unrath, der sich seit vielen Tagen in der Tiefe
des Kopfs gesammelt hat, bloß eine dünne Schicht Tabak; die daher
immer sehr bald ausgeraucht ist. Der Kopf und das Rohr müssen ganz von
Unrath verstopft seyn, wenn man an das Ausräumen denken soll. - Friedrich Sternberg: Knasterkopfs Annehmlichkeiten und Freuden. Ein nothwendiges und höchst nützliches Taschenbuch für jeden Tabaksraucher, dem seine Gesundheit lieb ist und der eine angenehme Unterhaltung wünscht. Ronneburg 1834. (Neu: Harenberg 1978)
Calmuke (3)
Sehet jene Heuschrecken der Erde, die Kalmucken
und Mogolen; sie gehören in keinen andern Weltstrich als in ihre Steppen, auf
ihre Berge. Auf seinem kleinen Pferde durchfliegt der leichte Mann ungeheure
Strecken und Wüsten; er weiß dem Roß Kräfte zu geben, wenn es erliegt, und wenn
er verschmachtet, muß eine geöffnete Ader am Halse des Pferdes ihm Kräfte geben.
Kein Regen fällt auf manche dieser Gegenden, die nur der Tau erquickt und eine
noch unerschöpfte Fruchtbarkeit der Erde mit neuem Grün bekleidet; manche weite
Strecke kennt keinen Baum, keine süße Quelle. Da ziehn nun diese wilden und
unter sich selbst die geordnetsten Stämme im hohen Grase umher und weiden ihre
Herden; die Mitgenossen ihrer Lebensart, die Pferde, kennen ihre Stimme und
leben wie sie in Friede. Mit gedankenloser Gleichgültigkeit sitzt der müßige
Kalmucke da und überblickt seinen ewig heitern Himmel und durchhorcht seine
unabsehbare Einöde. - Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der
Geschichte der Menschheit
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