ukanier
Ursprünglich lebten Bukaniere in den Wäldern und Tälern der
bergigen Karibikinsel Hispaniola, die heute in Haiti und die Dominikanische
Republik aufgeteilt ist. In der Mehrzahl Franzosen,
jagten sie verwilderte Rinder und Schweine, die von den ersten spanischen Siedlern
auf der Insel ausgesetzt worden waren. Wie die Arawak-Indianer machten sie das
Fleisch im Rauchhaus haltbar, das auf französisch boucan genannt und
von dem die Bezeichnung Bukanier abgeleitet wurde. Diese wilden, rohen Gesellen
trugen unbehandelte Felle, stanken entsetzlich und sahen mit ihren riesigen
Messern und blutbefleckten Kleidern wie Schlachter aus.
-
David
Cordingly, Unter schwarzer Flagge. Legende und Wirklichkeit des Piratenlebens.
München 2001 (dtv 30817, zuerst 1995)
Bukanier
(2) Nachdem sie ihren Bedarf an Schießkraut,
Blei, Feuerrohren, Leinwand und derlei gedeckt, vertun sie in wenigen Wochen,
was sie in einem oder anderthalb Jahren gewonnen. Sie kaufen den Branntwein
faßweise, saufen, bis nichts mehr darin ist, laufen Tag und Nacht durchs
Dorf und feiern des Bacchus Fest. Inzwischen wird auch der Venus Dienst
nicht vergessen und oft der Preis für nichts geachtet. Es legte einer in
der Trunkenheit runde fünfhundert Stücke von Achten auf den Tisch, nur,
damit ihm eine der Willfährigen ihre Heimlichkeit zeige. Somit ist klar,
daß die Wirte und Huren allzeit sich freuen und sich bereit halten auf
die Ankunft derBukaniere und Freibeuter, gleichwie die Wirte und Huren
zu Amsterdam auf die Ankunft der Ostindienfahrer und Kriegsschiffe. -
Nach (bord)
Bukanier (3) Während meiner Spaziergänge auf der Insel entdeckte ich bald Spuren von Dingen, die völlig im Einklang standen mit den wilden Zügen, die man gewöhnlich und zweifellos mit gutem Recht den Freibeutern allgemein zuschreibt. Hätte ich alte Segel oder verrostete Reifen gefunden, so wäre mir nur der Schiffszimmermann oder der Küfer in den Sinn gekommen. Aber ich fand alte, zu reinen Rostfäden zerfressene Entermesser und Dolche, die zweifellos vordem manchem Spanier zwischen den Rippen gesteckt hatten. Das waren die Zeichen von Mördern und Räubern, aber auch die Zechkumpane hatten ihre Spuren hinterlassen. Scherben zerbrochener Krüge lagen hier und da unter den Muscheln am Strande. Sie glichen genau den Gefäßen, wie sie jetzt an der spanischen Küste für den Wein und den Piscoschnaps dieses Landes gebraucht werden.
Ein rostiges Dolchstück in der einen und die Scherben eines Weinkrugs
in der anderen Hand, ließ ich mich auf einer Sofaruine nieder und
grübelte lange und gründlich über die Bukanier nach. War es möglich, daß
sie an dem einen Tage raubten und mordeten, am nächsten zechten und sich
am dritten, in nachdenkliche Philosophen, ländliche Dichter und Sofabauern
verwandelt, der Ruhe hingaben? Trotz allem nicht ganz unwahrscheinlich!
Man denke daran, wie wankelmütig der Mensch ist, und so seltsam es uns
scheinen mag, so muß ich doch dem menschenfreundlichen Gedanken nachgeben,
daß es unter diesen Abenteurern auch einige ritterliche, verträgliche Seelen
gegeben hat, die einer echten Friedfertigkeit und Tugend fähig waren. - Nach:
Herman Melville, Die Encantadas. In: H. M., Redburn. Israel Potter. Sämtliche
Erzählungen. München 1967 (zuerst 1854)
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