Bürotätigkeit  

Erklärung des Büros für surrealistische Forschungen
(27. 1. 1925)

Bezugnehmend auf eine falsche, dummerweise in der Öffentlichkeit verbreitete Interpretation unseres Unterfangens legen wir Wert darauf, gegenüber jeglicher eselhaften Kritik literarischer, dramatischer, philosophischer, exegetischer und sogar zeitgemäßer theologischer Natur folgendes zu erklären.

1. Wir haben nichts mit der Literatur zu tun;
aber wir sind durchaus in der Lage, uns ihrer notfalls wie jeder andere auch zu bedienen.

2. Der Surrealismus ist kein neues oder einfacheres Ausdrucksmittel, nicht einmal eine Metaphysik der Poesie;
er ist ein Mittel totaler Befreiung des Geistes und all dessen, was ihm ähnelt.

3. Wir sind fest entschlossen, eine Revolution zu machen.

4. Wir haben das Wort Surrealismus mit dem Wort Revolution nur deshalb verklammert, um auf den selbstlosen, gleichgültigen und sogar völlig verzweifelten Charakter dieser Revolution hinzuweisen.

5. Wir wollen nichts an den Sitten der Menschen ändern, aber wir beabsichtigen, ihnen die Fragwürdigkeit ihres Denkens zu demonstrieren, ihnen deutlich zu machen, auf welch schwankendem Grund, über welchen Höhlen sie ihre anfälligen Häuser erbaut haben.

6. Wir richten folgende feierliche Warnung an die Gesellschaft:
Sie möge auf ihre Seitensprünge achten, uns wird keiner der Fehltritte ihres Geistes entgehen.

7. Bei jeder Wende ihres Denkens wird die Gesellschaft auf uns stoßen.

8. Wir sind Spezialisten der Revolte.

Es gibt keine Aktionsform, die wir im Bedarfsfall nicht anzuwenden verstünden.

9. Wir sagen insbesondere der westlichen Welt:
der Surrealismus existiert.

Aber was ist nun dieser neue ismus, der sich an uns klammert?
Der Surrealismus ist keine Form der Poesie.

Es ist ein Schrei des Geistes, der zu sich selber zurückfindet und fest entschlossen ist, voller Besessenheit seine Fesseln zu sprengen

notfalls mit richtigen Hammern!

Rue de Grenelle Nr. 15

Louis Aragon, Antonin Artaud, Jacques Baron, Joe Bousquet, J.-A. Boiffard, André Breton, Jean Carrive, René Crevel, Robert Desnos, Paul Eluard, Max Ernst, T. Fraenkel, Francis Gerard, Michel Leiris, Georges Limbour, Mathias Lübeck, Georges Malkine, André Masson, Max Morise, Pierre Naville, Marcel Noll, Benjamin Péret, Raymond Queneau, Philippe Soupault, Dédé Sunbeam, Roland Tual

   - Nach: Als die Surrealisten noch recht hatten. Texte und Dokumente, Hg. Günter Metken. Stuttgart 1976

 

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