Bücherschrank    Eines Tages, im Jahre 1909, unterhielten sich Sigmund Freud und C. G. Jung über außersinnliche Wahrnehmungen. Freud - ich stelle ihn mir mit der unvermeidlichen Zigarette zwischen die Zähne geklemmt vor - behauptete, daß das Ganze Unsinn sei. Jung trat dafür ein, daß es damit eine wahre Bewandtnis habe, obwohl er nicht wisse, in welcher Form. Als die Diskussion immer hitziger wurde und die Atmosphäre mit emotioneller Energie zum Bersten geladen war, ertönte in Freuds Bücherschrank plötzlich ein explosiver Knall.

«Da», sagte Jung, «das ist ein Beispiel des sogenannten Beschleunigungs-Phänomens.»

«Ach, was denn!» rief Freud ärgerlich aus, «das ist doch alles Unsinn!»

«Keineswegs», antwortete Jung standhaft, wobei er sich von einer intuitiven Überzeugungskraft besessen fühlte, die er nicht begreifen konnte. «Sie irren, Herr Professor, und um Ihnen meinen Standpunkt zu erhärten, sage ich voraus, daß im nächsten Moment ein weiterer Knall erfolgen wird!»

Kaum hatte Jung dies gesagt, als sich im Bücherschrank das-selbe explosionsartige Geräusch wiederholte. Freud war offensichtlich so entsetzt, daß Jung, der sich dabei selbst nicht so recht wohl fühlte, das Thema sofort fallenließ. In seiner Autobiographie berichtet Jung, daß er mit Freud nie mehr über diesen Vorfall diskutiert habe.   - (ill)

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