Bücherinstallation    »Ich suche ein Buch«, sagt Irnerio.

»Ich denke, du liest keine Bücher!«

»Nicht zum Lesen: zum Machen. Ich mache Sachen mit Büchern. Objekte, Werke, ja, Kunstwerke: Statuen, Kompositionen, nenn's wie du willst. Ich hatte auch schon mal 'ne Ausstellung. Ich fixiere die Bücher mit Harz, und dann bleiben sie so. Zugeklappt oder aufgeschlagen, wie sie grad sind. Aber ich forme sie auch, bearbeite sie, mache Löcher rein und so. Ist ein prima Werkstoff, das Buch, läßt sich 'ne Menge draus machen.«

»Und Ludmitla ist einverstanden?«

»Sie mag meine Sachen. Gibt mir Ratschläge. Die Kritiker sagen, es wäre bedeutend, was ich mache. Jetzt tun sie meine Werke zusammen in ein Buch. Sie haben mich zu Doktor Cavedagna geschleppt. Es wird ein Buch mit Fotos von allen meinen Büchern. Wenn es gedruckt ist, nehm ich's und mach daraus wieder ein Werk, viele Werke. Die tun sie dann wieder in ein neues Buch, und so weiter.«

»Ich meinte, ob Ludmilla damit einverstanden ist, daß du ihr Bücher wegholst...«

»Sie hat doch so viele ... Manchmal gibt sie mir extra welche zum Bearbeiten, Bücher, mit denen sie nichts anfangen kann. Aber nicht daß mir jedes Buch recht wäre. Mir kommt ein Werk nur, wenn ich's fühle. Bei manchen Büchern hab ich gleich 'ne Idee, was ich damit machen könnte, bei anderen passiert überhaupt nichts. Manchmal hab ich 'ne Idee, kann sie aber nicht verwirklichen, bis ich das richtige Buch dafür finde.« Er wühlt in einem Regal, wiegt ein Buch in der Hand, prüft den Rücken und den Beschnitt, legt es weg.

»Manche Bücher sind mir auf Anhieb sympathisch und andere kann ich nicht ausstehen, aber grad die kommen mir dauernd zwischen die Finger.«   - Italo Calvino, Wenn ein Reisender in einer Winternacht. München 2007 (Zuerst 1979)

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