uchhändler Für die Publikation der letzten, nur noch geduldeten Bände hatte der Buchhändler Le Breton, demgegenüber Diderot sich so loyal verhalten hatte, ein neues Verfahren entwickelt: er bearbeitete die letzten Korrekturen der druckfertigen Beiträge nach eigenem Gutdünken, tilgte, was eindeutig gefährlich oder auch nur zweideutig verdächtig war, so daß die Verfasser vor entstellten Texten standen und die Erwartungen mancher Subskribenten auch enttäuscht werden konnten. An eine zusätzliche kritische Edition oder nur an einen revidierten Nachdruck war nicht zu denken: Le Breton hatte die Manuskripte nach dem Eingriff sofort vernichtet. Auch war, wie M. Grimm, der wir diese Mitteilung verdanken, bemerkt, an einen öffentlichen Einspruch nicht zu denken; Diderot hätte so nur zugegeben, daß das Werk fortgesetzt, daß es mit gefährlichen Gedanken durchsetzt war. Am 12. November 1764 wendet sich Diderot an Le Breton:
»Sie haben mich zwei Jahre lang feige betrogen. Sie haben die Arbeit von zwanzig rechtschaffenen Männern zerstört oder durch dummes Vieh zerstören lassen, die Arbeit von Männern, welche Ihnen ihre Zeit, ihre Talente, ihre Nachtwachen umsonst, aus Liebe zum Guten und Wahren und in der einzigen Hoffnung geopfert haben, einige wohlverdiente Achtung dafür zu erwerben, deren Ihre Ungerechtigkeit und Ihre Undankbarkeit sie beraubt haben wird.
Ich habe vor Schmerz bei mir, vor Ihrem Teilhaber, vor meiner Frau, meinem
Kinde und meinen Dienstboten geweint. Und überdies ist gar kein Gegenmittel
möglich. Sie haben mich mit einer unbegreiflichen Unwürdigkeit behandelt,
aber zum Entgelt dafür laufen Sie Gefahr, streng bestraft zu werden. Sie haben
vergessen, daß Sie Ihre ersten Erfolge nicht dem Gewöhnlichen verdankten; daß
es vielleicht kaum zwei Menschen gibt, welche sich die Mühe gegeben hätten,
eine Zeile Geschichte, Geographie, Mathematik und selbst Technik zu lesen, sondern
daß, was man darin gesucht hat und suchen wird, die feste und kühne Philosophie
einiger unserer Arbeiter ist. Sie haben dieselbe ohne Urteil, ohne Schonung,
ohne Geschmack kastriert, zerstückt, verstümmelt. Sie haben uns geschmacklos
und platt gemacht. Sie haben aus Ihrem Buch alles verbannt, was darin den Reiz
ausmachte, das Pikante, das Interessante und die Neuheit. Sie werden dafür durch
den Verlust an Geld und Ehre gezüchtigt
werden.« - Diderot, nach (
enz
)
Buchhändler (2) Ich erinnere
mich an Hartmut Sander, pflanzte Petersilie in einen Blumentopf,
sagte, daß Petersilie ihn ungemein beim Denken anregte/eines
Tages hatte er es satt,in der Buchhandlung zu arbeiten,
packte seine Bücher in Pappkartons, verscheuerte sie
beim Heiybutzki-Antiquariat und fuhr im November hoch nach Finland zu
seimer Schwester mit 2 Pullovern an und einem grünen Mantel nach Jägerart/kam
wieder, hing beim rothaarigen Wilbrandt rum/ ging nach Berlin,um zu drucken
(Oberbaumpresse,Fuck You,&)/ wurde links/gab ales auf/rauchte
Pot/warf Trips/heiratete/zog aus/pennte in Kommunen/verwahrloste/
wurde wütend,verlor vor Wut den Verstand und nahm ein Brecheisen/
zertrümmerte das Kreuz der Gedächtniskirche in Berlin/ wurde
in Heilanstalt gebracht/Beruhigungsspritzen/willenlos/ bricrht auch/geht
freiwillig zurück/bricht wieder aus/lebt im Niemandsland/schreit,
jetzt neu in Heilanst. -
Rolf Dieter Brinkmann, Erkundungen
für die Präzisierung des Gefühls für einen Aufstand: Reise Zeit Magazin
(Tagebuch). Reinbek bei Hamburg 1987
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