Buchführung, doppelte    Wer hat mich diesen Weg gehen lassen? Wer hat entschieden, äass ich nicht zwei Meter weiter da drüben gehen soll oder drei Strich West von Nord-Nord-Ost, um das Marinekürzel zu verwenden?     Irgendjemand?     Niemand?    Irgendjemand muss es entschieden haben. Außerdem war es eine bewusste Entscheidung. Das heißt, die haben gesagt (er hat gesagt, sie hat gesagt), ich werde hier bauen, Aber egal, wer es war, ich glaube nicht, dass er auch noch hinzugefügt hat: Darum soll Chnstie Malry nicht hier langgehen, sondern da. Wenn er möchte. Ah! Und an dem Punkt da habe ich ihn/sie/die! Wenn ich möchte.

Aber meine Möglichkeiten werden bis zu einem gewissen Grad von denen kollektiv eingeschränkt.   Ich werde meine Möglichkeiten mal auflisten. Ich möchte vielleicht gerade dieses Stück Bürgersteig etwa zwölf Meter weit auf einer Breite von ungefähr zweieinhalb Metern entlanggehen. Meine Freiheit wird einerseits eingeschränkt durch den Wunsch, nicht angefahren zu werden. Und andererseits durch den Erbauer dieses zweifelsohne spekulativen Büroblocks.     Die erste Einschränkung akzeptiere ich, sie wird mir von der Gesellschaft durchaus einleuchtend aufgezwungen. Die andere akzeptiere ich nicht.     Wen kann ich dafür verantwortlich machen? Die Person, die diese Entscheidung getroffen hat, die eindeutig nicht zu meinem Besten ist, lebt wahrscheinlich nicht mehr. Aber ihre Nachfolger, Erben, Testamentsvollstrecker, Nachlassverwalter, Bevollmächtigten und Treuhänder leben bestimmt noch, sonst wären sie ja nicht hier und würden Geschäfte machen. Sie haben nichts dagegen, die Verantwortung für das ganze Geld zu übernehmen, das man/er/sie ihnen hinterlassen hat, darum dürfen sie auch ruhig die Verantwortung dafür übernehmen, dass mir dieses Gebäude im Weg steht, meine Bewegungsfreiheit einschränkt und mir vorschreibt, wo ich auf dieser Straße gehen darf und wo nicht.     Ich könnte es mit Begriffen aus der Doppelten Buchführung ausdrücken. Debet Empfänger, Kredit Geber, die Zweite Goldene Regel, Debet Christie für empfangene Belästigung, Kredit Büroblock für die zugefügte Belästigung.     Wie lässt sich das Konto bereinigen? Ich bin natürlich berechtigt, die Zahlung einzutreiben. Jedem Debet muss ein Kredit entsprechen, die Erste Goldene Regel.    Aber Zahlung in welcher Form?

Christie machte kehrt und ging zurück, gegen den Strom der Menge, und wieder am Büroblock vorbei. Er blieb stehen und holte eine Münze aus der Tasche, hielt sich dicht an der Mauer, ließ die Hand mit der Münze hängen und kratzte einen ungefähr meterlangen unansehnlichen Strich in die geschwärzte Portlandsteinfassade des Büroblocks.

Debet Sie, Kredit Ich!     Konto bereinigt!

Christie ging weiter, als sei nichts geschehen, als hätte niemand es bemerkt.   Niemand hatte es bemerkt!

Aber Christie hätte seine Entdeckung beinahe laut ausposaunt:

Eine Tolle Idee! Heureka! Meine ganz private Doppelte Buchführung!    - B. S. Johnson, Christie Malrys doppelte Buchführung. Berlin 2002 (Argon, zuerst 1973)

Buchführung

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