Das Phantastischste dieser Brüderschaft aber war ihre innere Organisation. Es gab eine Geheimsprache, eine Geheimschrift, sie waren die ersten, die bestimmte Zeichen an Häusern anbrachten, die Aufschluß gaben über Gewohnheiten der Insassen und die Möglichkeiten, Beute zu machen.
Als Erkennungszeichen trug man unter der Kleidung die Pilgermuschel. Bewundernswert war der Nachrichtendienst. Durch geheime Wege und versteckte Orte erreichten in unvorstellbarer Eile die Mitteilungen ihren Empfänger. Vorbildlich waren die Unterstützungskassen und sozialen Hilfen. Keiner der Mitglieder kam in materielle Bedrängnisse; war jemand am fremden Ort, so standen ihm immer Unterkunft, Essen und Hilfe zur Verfügung.
Der »Magister artium«, der Doktor François Villon war so etwas wie ein Sekretär
in dieser Geheimgesellschaft. Zunächst war er nur mit schriftlichen Arbeiten
betreut, es mußten Eingaben bei der Behörde gemacht werden, um irgendeinem bedrängten
und unkundigen Mitglied zu helfen. Oder es waren Nachrichten in fremden Sprachen
zu verfassen und Ratschläge auszuarbeiten. Es zeigte sich bald, daß er ein findiger
Kopf und für die »Coquillards« glänzend zu gebrauchen war. -
Paul Zech in: Die lasterhaften Balladen des François Villon. Nachdichtung von Paul Zech.
München 1962 (dtv 43, zuerst
ca. 1460)
- (
leiris3
)
Bruderschaft (3) Bruderschaften, die unter dem
zynischen Namen »Höllenfeuer-Klubs« auf dem Prinzip absoluter Verachtung und
Verspottung der herrschenden Religion und Moral fußten und dabei - wie allgemein
angenommen wurde - in schändlichen, gotteslästerlichen Orgien
schwelgten, wurden am Anfang des 18. Jahrhunderts gegründet und verbreiteten
sich während der nächsten 50 bis 60 Jahre wie eine Epidemie über ganz England.
Einer dieser Clubs, die de Quincey in seinen Werken erwähnt, war die berüchtigte
Brüderschaft der Franziskanermönche, auch Medmenham-Klub genannt, weil er seine
Zusammenkünfte im Medmenhamhaus zu Buckinghamshire, einem ehemaligen Zisterzienserkloster
abhielt. Zu den bekanntesten Mitgliedern dieses Klubs gehörten der Baronet Sir
Francis Dashwood (seit 1763 Lord Le Despencer} und John Wilkes. - Anm.
zu: Thomas de Quincey, Der Mord als schöne Kunst betrachtet.
[O. O., Berlin ?] 2002
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