Brigant, unsterblicher  Marc Monnier schreibt schlecht über Chiavone:

Er war nur am Geld interessiert, sei es, daß er es in Rom erhielt, für seine »Dienste«, sei es, daß er es von den Herren erpreßte. Die Kugeln fürchtete er: Ich wiederhole, er war weder ein Partisan, noch ein Brigant. Partisan wäre ein Euphemismus, Brigant eine Hyperbel. Er war nichts als ein Spekulant, der von den Herren Lösegelder kassierte und auf den König spekulierte, dem er diente.

Als die Römer Verdacht geschöpft hatten, schickte man ihm zunächst zwei Preußen zur Kontrolle: Den Grafen Kalkreuth und einen anderen Offizier namens Mazorasky oder ähnlich. Sie nahmen an seinen Abenteuern teil, beanspruchten aber keine Führung über die Bande. Später entsandte man den Marquis Alfredo De Trazegnies, der mit dem Marschall Saint Arnault und der Frau des italienischen Botschafters beim belgischen Königshof verwandt war.

De Trazegnies war ein wunderschöner Jüngling von etwa dreißig Jahren, eine elegante Erscheinung, mit adligen Manieren, nach der neuesten Mode gekleidet, genau das Richtige für das Brigantenleben.

Als er sich der Bande Chiavones anschloß, trug er einen eleganten Jagdanzug und war mit einem Revolver, einem Dolch und einem erstklassigen Karabiner bewaffnet. An den Aktivitäten der Bande beteiligte er sich ohne Engagement und wurde bald gefangengenommen und erschossen.

Man sagt, daß Chiavone ihn verraten habe, um den Aufpasser loszuwerden.

An seiner Stelle kam ein spanischer Offizier namens Tristany, der zusammen mit Borjes in Katalanien gekämpft hatte. Er war 42 Jahre alt und wird als kräftig, resolut, intelligent, überzeugt, stark, groß, mit dichtem Schnurrbart und lebhaften Augen beschrieben.

Einem solchen Mann war Chiavone nicht gewachsen. Als er sich weigerte, Tristany anzuerkennen, ließ dieser ihn kurzerhand umbringen und spurlos verschwinden. Doch bald zeigte sich, daß es ohne Chiavone nicht ging. Die Bevölkerung von Sora und Umgebung verehrte den Briganten und wollte ihren Chiavone wieder haben. Die meisten glaubten, daß er noch lebe und nur abgesetzt worden sei.

Ohne Chiavone hatte die ganze Aufstandsbewegung im Gebiet von Sora keinen Anhang.

Tristany wählte deshalb einen Briganten aus, der Chiavone ähnelte und ließ ihn pro forma die Stelle des Brigantenführers einnehmen.

Der neue Chiavone war ein großer Spitzbube, ohne Namen und ohne Ruf, weshalb Tristany ihm den Posten auch verschafft hatte.

Aber auch der neue Chiavone wollte nicht nach Tristanys Pfeife tanzen. Die zwei Kuriere, die das päpstlich-bourbonische Komitee aus Rom sandte, um ihn an seine Pflichten zu erinnern, ließ er kurzerhand umbringen. Tristany mußte den störrischen Brigantenführer deshalb zum zweiten Mal ermorden, und abermals verschwand Chiavone spurlos.

Eines Tages wurde ein gefangener Brigant nach Sora gebracht und erzählte, er habe Chiavone tot, mit einem Ziegenfell bedeckt und zusammen mit zwei anderen toten Briganten, in einer Schlucht liegen gesehen. Alle drei habe Tristany umbringen lassen. Chiavone, um ihm die Führung der Bande zu entreißen, die zwei anderen, weil sie gestohlen hatten. Zu dem Zeitpunkt war Chiavone schon unsterblich.   - Peter O. Chotjewitz / Aldo de Jaco, Die Briganten. Aus dem Leben süditalienischer Rebellen. Berlin 1979

 

Briganr Unsterblichkeit

 

  Oberbegriffe
zurück 

.. im Thesaurus ...

weiter im Text 
Unterbegriffe

 

Verwandte Begriffe
Synonyme