Brettschneider  Flaubert saß, den Körper in den hochlehnigen Eichensessel gedrückt, den Kopf zwischen den breiten Schultern, und starrte auf das Blatt Papier mit seinen blauen Augen, deren Pupille ganz klein war und ein schwarzes ruheloses Korn zu sein schien.

Eine leichte Kappe aus Seide, wie sie die Geistlichen tragen, bedeckte seinen Schädel und ließ lange Haarsträhnen hervorquellen, die am Ende gelockt waren und auf den Rücken herabfielen. Ein weiter Schlafrock aus braunem Stoff hüllte ihn ganz ein — und sein rotes Gesicht, das ein starker weißer Schnurrbart mit fallenden Enden durchschnitt, schwoll unter dem wütenden Zudrang des Blutes. Sein von dicken dunklen Wimpern beschatteter Blick durchlief die Zeilen, wühlte in denWorten, bearbeitete die Sätze; er studierte die Physiognomie der aneinandergereihten Buchstaben und lauerte auf die Wirkung wie ein Jäger auf dem Anstand.

Dann begann er zu schreiben. Er schrieb langsam, mit vielen Unterbrechungen. Er begann wieder von vorn, merzte aus, schrieb darüber, füllte den Rand des Papiers. Er schwärzte zwanzig Seiten, um dann eine einzige daraus zu machen, und ächzte unter der mühsamen Anstrengung seiner Gedanken wie ein Brettschneider.  - Guy de Maupassant, Gustave Flaubert. Nach: G. F., Madame Bovary. Zürich 1967

 

Schreiner Brett

 

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