rautgeschenk
Damit die neue Gattin und ihr Vater sie dulde,
ließ Medea aus ihrer Vorratskammer köstliche
goldene Gewänder holen und reichte sie dem Jason als Brautgeschenk für die Königstochter.
Nach einigem Bedenken ließ dieser sich überreden und ein Diener ward abgesandt,
die Gaben der Braut zu bringen. Aber diese köstlichen Kleider waren mit Zauberkraft
getränkte giftige Gewände, und als Medea heuchlerischen Abschied von ihrem Gatten
genommen hatte, harrte sie von Stunde zu Stunde der Nachricht vom Empfang ihrer
Geschenke, die ein vertrauter Bote ihr bringen sollte. Dieser kam endlich und
rief ihr entgegen: «Steig in dein Schiff, Medea, fliehe! fliehe! Deine Feindin
und ihr Vater sind tot. Als deine Söhne mit ihrem Vater das Haus der Braut betraten,
freuten wir Diener uns alle, daß die Zwietracht verschwunden und die Versöhnung
vollkommen sei. Die junge Königin empfing deinen Gatten mit heiterem Blick;
als sie aber die Kinder sah, bedeckte sie ihre Augen, wandte das Antlitz ab
und verabscheute ihre Gegenwart. Doch Jason besänftigte ihren Zorn, sprach ein
gutes Wort für dich und breitete die Geschenke aus. Als sie die herrlichen Gewänder
sah, wurde ihr Herz von der Pracht gereizt; ihren Sinn ändernd, versprach sie
ihrem Bräutigam in alles zu willigen. Als dein Gemahl mit den Söhnen sie verlassen
hatte, griff sie mit Begierde nach dem Schmuck, legte den Goldmantel um, setzte
den goldenen Kranz sich Ins Haar, und betrachtete sich vergnügt in einem hellen
Spiegel. Dann durchwandelte sie die Gemächer und freute sich wie ein kindisches
Mädchen ihrer Herrlichkeit. Bald aber wechselte das Schauspiel, Sie verfärbte
sich jäh, an allen Gliedern zitternd, wankte sie rückwärts, und bevor sie ihren
Sitz erreicht hatte, stürzte sie auf den Boden nieder, erbleichte, begann die
Augensterne zu verdrehen und Schaum trat ihr über den Mund. Wehklagen ertönte
in dem Palaste; die einen Diener eilten zu ihrem Vater, die andern zu ihrem
künftigen Gatten. Inzwischen flammte der verzauberte Kranz auf ihrem Haupte
in Feuer auf; Gift und Flamme zehrten an ihr um die Wette und als ihr Vater
jammernd herbeigestürzt kam, fand er nur noch den entstellten Leichnam der Tochter.
Er warf sich in Verzweiflung über sie: von dem Gifte des mörderischen Gewandes
ergriffen, hat auch er sein Leben geendet.» - (sage)
Brautgeschenk
(2) Die Nasamonen sind ein großes Volk. Sie lassen
im Sommer ihre Herden am Meer und gehen ins Innere, nach der Oase Augila, um
die Dattelpalmen abzuernten. Die wachsen dort zahlreich und stattlich, und alle
tragen Frucht. Auch machen sie Jagd auf Heuschrek-ken, trocknen sie an der Sonne,
mahlen sie, gießen Milch darauf, und das trinken sie dann. Frauen hat nach ihrem
Brauch jeder mehrere, den Verkehr mit ihnen aber machen sie zu einer gemeinsamen
Sache, ganz ähnlich wie die Massageten: Sie stellen einen Stock vor die Tür
und wohnen bei. Zuerst aber, wenn ein Nasamone eine zur Frau nimmt, ist es Brauch,
daß die Braut in der ersten Nacht reihum geht zum Beischlaf bei allen Gästen.
Jeder von diesen gibt ihr, nachdem er ihr beigewohnt hat, ein Geschenk, das
er von zuhause mitgebracht hat, was er gerade hat. - (hero)
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