Tośka brach in Tränen aus. Sie tat mir leid, aber wenn ich es genau bedachte, mußte ich zugeben, daß man ihr nicht erlauben konnte, Leiche zu essen, denn eine Leiche in Toska zahlte tatsachlich nicht zu den angenehmsten. Daraus entspann sich ein Gespräch darüber, daß eine Leiche eigentlich nicht eßbar sei und man sich wirklich wundern müsse, weshalb der Genuß einer derart ungenießbaren Sache, wie einer Leiche, ganz alltäglich sei. Aber von der Leiche kam die Rede auf Tośkas Leichnam, und der Fürst wies nicht ohne Widerwillen darauf hin, es sei ein unangenehmer Gedanke, aber auch hier hatten wir eine Leiche a priori, d. h. in potentia, vor uns. Die aufdringliche Leiche machte mich nervös. Ich bat den Fürsten, endlich mit den Leichen aufzuhören, aber damit fing ich auch schon wieder von Leichen an, und der Fürst, zimperlich wie er war, flehte mich auf Knien an, kein Sterbenswortchen mehr von einer Leiche, und schon hatte er die Leiche wieder erwähnt. Es wurde geradezu ekelhaft. Auf dem Tisch welkten die Blumen, und die kaum angerührten Speisen verströmten einen üblen, giftigen Geruch.
Inzwischen wurde Sülze zum Nachtisch gereicht. Der Fürst schrie, man solle
die Sülze hinaustragen, er hasse Tośkas Auge in Gelee.
- (
fer
)
»Mein Gott«, sagte mir einmal ein Kroatenhauptmann, der bei mir
im Jahre 1815 speiste, »man macht nicht viel Federlesens - um ein gutes
Fleisch. Wenn wir im Felde liegen und uns hungert, schlachten wir das erste
beste Vieh, das uns in die Hände fällt, schneiden ein gehörig
fettes Stück heraus, streuen etwas Salz darauf aus unserem Vorrat in der
Säbeltasche, legens unter den Sattel, dann Galopp, eine halbe Stunde weichgeritten!
Ich sage Ihnen (er machte ein wildes Reißen mit den Zähnen nach),
dann speisen wir wie die Könige!« Die Jäger in der Dauphiné
führen im September immer Salz und Pfeffer bei sich. Erwischen sie einen
rechten, fetten Baumpieper, rupfen und würzen sie ihn, tragen ihn eine
Weile unterm Hut, dann essen sie ihn gleich auf der Stelle. Sie schwören,
so ein Vogel schmeckt besser als gebraten. - (
bri
)
Da das Gelage reihum ging, fiel es auch auf Eulenspiegel. Er lud seine Zechbrüder in seine Herberge, kaufte ihnen einen Braten und legte ihn aufs Feuer. Als nun die Imbißzeit heranrückte, kamen die Tischgenossen auf dem Markt zusammen und besprachen untereinander, wie sie Eulenspiegel die Ehre ihres Besuches geben wollten. Einer fragte den anderen, ob jemand wüßte, ob er auch etwas gekocht habe oder nicht, damit sie nicht vergebens zu ihm kämen. Und sie wurden sich einig, daß sie zusammen zu ihm gehen wollten. Es sei besser, sie empfingen den Spott zusammen, als einer allein.
Als die Zechbrüder vor die Tür von Eulenspiegels Herberge kamen, nahm er ein Stück Butter und steckte das hinten in seine Kerbe. Dann kehrte er den Arsch zu dem Feuer über den Braten und beträufelte so den Braten mit der Butter aus der Kerbe. Und als die Gäste an der Tür standen und feststellen wollten, ob er etwas gekocht habe, da sahen sie, daß er also beim Feuer stand und den Braten beträufelte. Da sprachen sie: »Der Teufel sei dein Gast, ich esse den Braten nicht!«
Und Eulenspiegel erinnerte sie an die Zahlung der Zeche, die sie ihm alle
gern leisteten, damit sie von dem Braten nicht zu essen brauchten. -
(
eul
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