Bordpianist  Das Leben des Pianisten spielt sich ausschließlich auf dem Passagierliner Virglnian ab. Im Jahr 1900 findet der Virginian-Matrose Danny Boodman ein wenige Tage altes, wahrscheinlich an Bord der Virginian geborenes Baby. Der Matrose und seine Kollegen nehmen den Säugling unter ihre Fittiche und ziehen es auf. Außer auf den Namen seines Entdeckers wird das Knäblein auch nach der Marke der Obstkiste, in der es gefunden wurde, benannt: Danny Boodman T.D. Lemon. Sein Rufname wird Novecento (italienisch: eigentlich »900«, Kurzform für »1900« beziehungsweise für »20. Jahrhundert«). Für die Behörden existiert Novecento offiziell überhaupt nicht. Etwa um 1910 wird Novecentos Talent zum Klavierspielen bemerkt, und er avanciert zum Bordpianisten. Wortkarg und freundlich spielt er geniale Interpretationen auf den schwarz-weißen Tasten und wird bald zur lebenden Legende. Nie verläßt er sein Schiff. Nur einmal, so um 1935, ist er kurz davor, die Welt außerhalb des Schiffes kennenzulernen, die er aus Büchern wie aus dem Effeff kennt. Doch er scheut vor den vielen Möglichkeiten und Varianten, die außerhalb der zwar großen, aber letztlich doch übersichtlichen Virginian auf ihn lauern. Nur auf der Virginian glaubt er in der Lage zu sein, das Unglücklichsein schrittweise zu entwaffnen.

Der Musik- und Auswandererdampfer dient im Zweiten Weltkrieg als Lazarettschiff und kommt in diesen Jahren so herunter, daß er nach Kriegsende abgeschrieben wird. In Plymouth stopft man das Schiff mit Dynamit voll, schleppt es auf See und sprengt es. Bei dieser ungewöhnlichen Art einer Abwrackung fliegt auch Novecento freiwillig mit in die Luft. Er hatte sich an Bord versteckt, weil er nicht an Land gehen wollte.  - Thies Völker, Lexikon berühmter Schiffe. München 2007

 

Pianist Schiff

 

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