Bordellnacht    Das Schnarchen eines der Mädchen - Nellys der Dünnen, die allein schlief, oder Irenes, die Gesellschaft hatte - sprang nun regelmäßig, fahlweiß aus den Zimmern, landete in Abständen wie eine kleine, naß und knochenlos aufklatschende Kröte im Patio.

Sammler trank und versuchte, das Schnarchen dem entsprechenden Mund zuzuordnen, dem Nellys oder dem Irenes. Er machte sich kein Bild von den schlafenden Mädchen, obwohl er sie als seine betrachtete, so wie ein gewöhnlicher Vater melancholisch und zerstreut seine Töchter als seine betrachtet. Sie bildeten eine Familie, und der nicht zu vergessende Charakter des Zeitweiligen, den das Quartett hatte, diente nur dazu, die Stimmen der Angst zu verstärken, die Vorurteile zu befestigen, jede Verquickung des Schlimmen mit dem Guten zu verhindern.

Im Verlauf von Fehlschlägen, bösen Stunden, Jahren der Prüfungen und des Grübeins, der unvorhergesehenen Lektionen hatte Sammler schließlich entdeckt, daß das eigentlich Sündige an der Sünde ihre Nutzlosigkeit ist, diese schädliche Manie, sich selbst zu genügen, nicht zu verströmen; ihr mangelndes Bedürfnis, aus sich herauszugehen und Dinge, Chiffren, Befriedigungen, die mit anderen geteilt werden können, allen sichtbar und greifbar in die Welt zu stellen.   - Juan Carlos Onetti, Der Leichensammler. Frankfurt am Main 2001 (zuerst 1964)

Bordell Nacht

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