ohème
Die Falschmünzer-Bar! Ich wette, dass André Gide nie den Fuss
in diese Kneipe gesetzt hat, in der immer etwas los war, so etwas hätte
sich im Milieu herumgesprochen, er hätte sonst eine ganz andere Geschichte
geschrieben; Michel George-Michel hingegen, der sich oft da herumtrieb,
hat den wunderlichsten Käuzen, die damals das Quartier Latin bevölkerten,
ein schönes Buch gewidmet, Bohème canaille, zahlreiche verkommene
Intellektuelle verkehrten dort, die ich brennend gerne näher kennenlernen
wollte, unter anderem auch Grossmaul, jenen besoffenen Satan,
einen Lumpensammler und Lebkuchenbäcker, Schrecken der Huren, dem nachgesagt
wurde, er sei ein ehemaliger Lehrer (sein Ofen stand in einem Schuppen
in der Rue de la Glacière, wo er auch seinen Müll lagerte); Grossmaul,
der verhasste König des Boul'Mich' (Da kommt der Kaiser, grüsst recht
artig, fick mich in den Arsch! verkündete er lauthals, wenn er Panik
auslösend ein Kaffeehaus betrat und mit seinem Stock auf die Tischchen
haute, um die Mädchen zu vertreiben, die er mit beissenden Sarkasmen und
schrecklichen Verwünschungen überschüttete). -
Blaise Cendrars, Abhauen. Basel 1986
Bohème (2)
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