Blutgeschmack  Ein Mann lebte davon, daß er für die übrigen Jäger des Dorfes Pfeilspitzen aus Feuerstein machte. So geschickt war er in seiner Kunst, daß seine Pfeilspitzen weit und breit berühmt waren wegen ihrer Form und ihrer Treffsicherheit. Eines Tages nun, als der Pfeilmacher wiederum dabei war, eine Spitze zu formen, schnitt er sich an einer scharfen Kante in den Finger. Unbekümmert arbeitete er weiter und steckte den blutenden Finger in den Mund. Der Geschmack von frischem Blut gefiel ihm sehr, erst knabberte er an seinem Finger, bald hatte er fast die ganze Hand verzehrt, und ehe er es sich versah, war sein Arm bis zur Schulter verschwunden. Weiter mahlten die gefräßigen Zähne, und bald stand der Pfeilmacher als Knochenmann da. Nur zwischen den Schulterblättern war ihm ein wenig Fleisch geblieben, denn bei aller Anstrengung konnte er seinen Mund nicht bis an jene Stelle bringen. Zu einem seltsamen Wesen war er geworden, das schrecklich anzuschauen war, denn mitten im knöchernen Brustkorb hing das noch immer schlagende Herz, während alle Muskeln der Glieder verschwunden waren.   - Nordamerikanische Indianermärchen. Hg. Gustav A. Konitzky. Düsseldorf, Köln 1982 (Diederichs, Märchen der Weltliteratur)
 
 

Geschmackssinn Blut

 

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