lumenrache »Villarà hatte sich vor zwei Monaten das Bein gebrochen. Bis letzte Woche hatte er einen Gips und ging am Stock. Wie alle Großmäuler war er auch ein bißchen feige. Deshalb war er brav wie ein Lamm, stritt sich nicht, beleidigte keinen ... Wenn ihm wirklich einer ans Fell wollte, hätte er es wahrscheinlich gemacht, während Villarà am Stock ging.«

»Sie sagten: zwei Dinge?«

»Das andere ist diese Blume, die er im Mund hatte.«

»Ein Symbol...«

»Versteht sich. Nur, Blümchen hatten wir noch nie ... Normalerweise stecken sie ihren Opfern einen Stein in den Mund, was soviel bedeutet wie: ›Du hast zuviel geredet.‹ Oder sie brennen ihm mit der Schrotflinte eine Ladung alte Nägel in den Leib. Das heißt: ›Du bist ein kleiner Gauner.‹ Oder kastrieren ... den Penis abschneiden ...«

»Kastrieren? ...«

»... und in den Mund stecken, das bedeutet, daß der Tote die Ehre eines anderen verletzt hat. Wir kennen mindestens fünfzehn dieser Symbole, aber nie hat man etwas von einer Blume im Mund gehört!«

»Es ist eine Zärtlichkeit, wenn man so will...«

»So ist es! Ein alter Bauer hat es uns schließlich erklärt. Man nennt es die ›Blumenrache‹<. Villarà hat eine Blume beleidigt, und die Blume hat ihn getötet.«

»Hübsch. Aber ich verstehe es nicht.«

 »Denken Sie nach. Was ist eine Blume? Etwas Zartes, Schönes, nicht wahr? Und was ist die Krone der Schöpfung

»Die Musik

»Aber nicht doch, Herr Richter... Die Frau ist die Krone der Schöpfung ... Calògero Villarà hat eine Frau beleidigt und belästigt, ihr nachgestellt ... Deshalb ist er umgebracht worden.«   - Giuseppe Fava, Ehrenwerte Leute. Zürich 2003 (zuerst 1975)

 

Rache Blume

 

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