lödmaschine Das
Denken wird in jeder Epoche behindert, verleumdet und
mißbraucht, nur eben immer anders, und vielleicht ist die unsere zugleich die
raffinierteste und die ehrlichste, insofern sie Behinderung, Verleumdung und
Mißbrauch des Denkens als öffentliches Spektakel inszeniert. Blödmaschinen wirken
nicht in den Kellern der Inquisition, und sie werden nicht in geheimen Kommandozentralen
gesteuert. Sie sind demokratisch, menschlich und transparent. Jeder kann sie
mit betätigen, jeder könnte sie ausschalten, für seinen Teil. Blödmaschinen
machen selten angst (na ja, ab und zu drehen sie durch, und das kostet Opfer),
sie verlangen nur wenig Unterwerfung (dies aber dann regelmäßig und verläßlich),
und sie versprechen jede Menge Vergnügen. Ordentliches, berechenbares, ungefährliches
Vergnügen. Und gar nicht mal so teuer. -
Markus Metz, Georg Seeßlen: Blödmaschinen. Die Frabrikation der Stupidität.
Frankfurt am Main 2011
Blödmaschine (2)
Eine Blödmaschine spaltet das Gemenge von Dummheit
und Klugheit, von Begehren und
Angst, von Leben-Wollen und Nicht-leben-Können in reduzierte
(eben: »verblödete«) Wahrnehmung und soziale Energie. Sie steht zwischen mir
und der sicheren Katastrophe. Das Leben in einer Blödmaschine, vom Fernsehen
bis zur Politik, von Sprache
bis Bild (und BILD), bedeutet: Durch das Begehren so
weit bewegt zu werden, wie durch die Angst gelähmt; Begehren und Angst definieren
meinen Bewegungsraum. - Markus Metz, Georg Seeßlen: Blödmaschinen.
Die Frabrikation der Stupidität. Frankfurt am Main 2011
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