Épaulard verschluckte sich an seinem Butterbrot, um Zeit zu gewinnen.
«Offen gestanden», meinte er, «war mir der Gedanke schon gekommen...»
«Das will ich hoffen!» rief Cash.
«Doch dann hab ich geschwankt...» fuhr er fort. «Na ja, ich hab mir eben die Frage gestellt, ob ich ... Und ... und während ich mir also die Frage gestellt hab, ah, tja, Scheiße noch mal, bin ich eingeschlafen.»
Er sah Cash an, die gegen einen Lachkrampf ankämpfte.
«Tut mir leid», fügte er hinzu.
«Was für ein Mann!» rief das Mädchen aus. «Schläft doch tatsächlich ein, wahrend er sich die Frage stellt, ob ... und dann tut's ihm leid. Das ist doch lächerlich. Hast du Lust, mit mir zu schlafen?»
«Ja.»
«Gut. Heute abend. Trink deinen Kaffee aus. Komm, laß uns spazierengehen.»
«Okay», sagte Épaulard, trank aus und stand auf.
«Ich muß aber hoch, um Buenaventura abzulösen», bemerkte er.
«Was für ein Blödmann!» rief Cash aus. «Das wird 'ne jämmerliche Liaison
werden, das spür ich jetzt schon.» - Jean-Patrick Manchette, Nada. München 2006 (zuerst 1972)
- Nach: Uwe Nettelbeck, Der Dolomitenkrieg. In: U. N., Mainz wie es singt und lacht Die Ballonfahrer Briefe
Mainz bleibt Mainz Gespenstergeschichten Der Dolomitenkrieg Nachträge Frankfurt
am Main 1976 (entst. 1969-1976)
Blödmann (3) Als ich die Leiche so liegen sah, konnte ich mir wüste Beschimpfungen kaum verkneifen. Dieser Blödmann hatte keinen blassen Schimmer, wieviel Scheinchen mir durch die Lappen gingen. Was sollten meine vielen Vorsichtsmaßnahmen, der ganze Hokuspokus! Andere hatten sich nicht so sehr den Kopf zerbrochen, bevor sie den des Schwarzen zerschossen hatten.
Ich überwand meinen Ekel und durchwühlte die Leiche. Was ich suchte, hatte
er bestimmt nicht in der Tasche. Dafür war das viel zu sperrig. Außerdem hatte
ich meine Hoffnungen in dieser Richtung begraben. Aber vielleicht stolperte
ich über einen Hinweis, den Beginn einer Spur, was weiß ich. Die eine Hosentasche
war hoffnungslos leer, in der anderen duftete nur ein parfümiertes Taschentuch.
Ja, ja, genau diese Art Parfüm! Seine Glencheckjacke enthielt auch keine Schätze.
Das malvenfarbene Seidentüchlein duftete ebenfalls, aber anders als das Taschentuch.
Teurer. Es war wirklich zum Kotzen! Außen- und Innentaschen enthielten so gut
wie nichts. Nur eine Brieftasche, flach wie 'ne Briefmarke, mit einem Paß auf
den Namen Charles Mac Gee, fünfundvierzig Jahre, Gebiß vollständig. Hätte seinem
Besuch besser die Zähne zeigen sollen. - Léo Malet, Die Nächte von
St. Germain. Reinbek bei Hamburg 1990 (zuerst 1955)
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