Blick, folgenreicher   Irene weiß, daß der Prokonsul seine Wette zugunsten des Nubiers verdoppeln wird, und er wird sie dann freundlich ansehen und den Befehl geben, ihr geeisten Wein zu servieren. Und sie wird den Wein trinken und mit Urania sich austauschen über die Statur und Wildheit des nubischen Netzkämpfers; alles, was kommt, ist voraussehbar, auch wenn es an sich nicht verstanden wird; auch wenn vielleicht das Weinglas ausbleibt oder Uranias Ausdruck um den Mund, während sie den Torso des Riesen bewundert. Licas, ein Experte ungezählter Circustage, wird sie darauf aufmerksam machen, daß der Helm des Nubiers die Spitzen des Tiergatters gestreift hat, die zwei Meter hoch reichen, und er wird die Gelassenheit loben, mit der er die Maschen des Netzes über seinen linken Arn: ordnet. Wie immer, wie in einer nun fernen Hochzeitsnacht, zieht Irene sich bis an die tiefste Grenze ihrer selbst zurück, während sie sich nach außen willig zeigt und lächelt und sogar genießt; in dieser freien und fruchtlosen Tiefe spürt sie das Zeichen des Todes, das der Prokonsul in seinem fröhlichen Lächeln für die Öffentlichkeit versteckt hat, das Zeichen, das nur von ihr und vielleicht von Marco verstanden werden kann. Aber Marco wird es nicht verstehen, er ist wild, wortlos, eine Maschine, und sein Körper, den sie an einem früheren Circusnachmittag begehrt hat (der Prokonsul hat es erraten, ohne seine Zauberer fragen zu müssen, hat er es wie stets erraten, vom ersten Augenblick an), wird den Preis zahlen müssen für diese bloße Imagination, für einen zweifachen folgelosen Blick auf den Leichnam eines mit geschicktem Schnitt in die Kehle getöteten Thrakiers.  - Julio Cortazar, Das Feuer aller Feuer. In: J. C., Südliche Autobahn. Frankfurt am Main 1998
 

Blick  Wirkung

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